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Der Trialog zum Absetzen und Reduzieren von Neuroleptika wurde im Januar 2017 mit einem Auftaktsymposium in der Villa Stucki in Bern ins Leben gerufen. Wir wollten keine Maxime setzen, sondern einen Gesprächs- und Begegnungsraum eröffnen für ein Thema, hinter dem so viel mehr steckt, als einfach Diagnostik und Pharmakologie. Und wollten die verschiedenen Erfahrungsperspektiven zusammenbringen, von Menschen, die diese Medikamente einnehmen, die Leute um sie herum und diejenigen, die sie verordnen oder sonst in einer fachlichen Position damit zu tun haben.
Seither treffen wir uns regelmässig einmal im Monat in Bern.

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Sinnvolle Laborkontrollen bei Psychopharmaka https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/09/sinnvolle-laborkontrollen-bei-psychopharmaka/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/09/sinnvolle-laborkontrollen-bei-psychopharmaka/#respond Wed, 18 Sep 2019 09:09:33 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=8018



Quelle: https://psychiatrietogo.de/2016/08/19/sinnvolle-kontrolluntersuchungen-unter-psychopharmaka/

 

Weshalb diese Laboruntersuchungen wichtig sind wird klar, wenn die Beiträge unter „Nebenwirkungen“ gelesen werden.

 

 

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Verschiedene Entgiftungstypen beeinflussen die Wirkung von Psychopharmaka https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/09/verschiedene-entgiftungstypen-beeinflussen-die-wirkung-von-psychopharmaka/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/09/verschiedene-entgiftungstypen-beeinflussen-die-wirkung-von-psychopharmaka/#respond Wed, 18 Sep 2019 05:39:55 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=8013

Die Fähigkeit, Medikamente abzubauen und auszuscheiden, hängt von einigen wichtigen Enzymen der Leber ab (Enzyme sind Proteine – Eiweiss-Substanzen-, die den Stoffwechsel steuern). Durch diese Enzyme werden Medikamente (vor allem in der Leber) chemisch verändert, so dass sie vom Körper mit dem Urin oder mit dem Stuhlgang ausgeschieden werden können. Aufgrund dieser „entgiftenden“ Funktion werden diese der Medikamenten-Ausscheidung dienenden Enzyme daher auch als „Entgiftungs-Enzyme“ bezeichnet, ihre Fachbezeichnung lautet CYP450-Enzyme.

 

Die Leistungsfunktion der Entgiftungs-Enzyme ist aufgrund genetischer Unterschiede von Person zu Person sehr unterschiedlich. Bei mehr als 30 Prozent der Bevölkerung haben die CYP450-Enzyme eine mittelgradig verminderte, bei weiteren zehn Prozent eine extrem verminderte Leistungsfähigkeit. Diese 40 Prozent der Bevölkerung weisen aufgrund dessen auch eine entsprechend verminderte Medikamentenverträglichkeit auf. […]

 

Der „Normaltyp“ bei der Entgiftungsleistung, auf den sich die Dosis-Empfehlungen bei Medikamenten beziehen, ist in der Bevölkerung also nur bei etwa 60 Prozent vertreten. Diejenigen Personen, die zur 30-Prozent-Gruppe der so genannten „mittelschwachen Entgifter“ gehören (in der Fachliteratur als „intermediate metabolizer“ bezeichnet), weisen eine bis zu vierfach verminderte Entgiftungsleistung auf. Diese 30 Prozent der Bevölkerung brauchen bei bestimmten Medikamenten eine deutlich geringere Dosis. Jene, die zur Zehn-Prozent-Gruppe der Bevölkerung der sogenannten „schwachen Entgifter“ zählen (in der Fachliteratur als „poor metabolizer“ bezeichnet), verfügen über eine bis zu 100fach (!), also extrem verminderte, Entgiftungsfähigkeit. Diese Personen dürfen von einigen Arzneien nur drastisch verminderte Dosen erhalten, um angesichts ihrer verminderten Medikamenten-Ausscheidung nicht vergiftet zu werden. […]

 

Eine kleine Gruppe innerhalb der Bevölkerung zeigt Abweichungen in die entgegengesetzte Richtung, die ebenfalls genetisch begründet sind: Etwa zwei Prozent der Bevölkerung gehören zu den „überstarken Entgiftern“ (Fachausdruck: „rapid metabolizer“). Bei ihnen sind im Falle einer Medikamentenbehandlung höhere Tagesdosen erforderlich. Auch sie erhalten jedoch die Einheitsdosierungen, was dazu führt, dass bei bestimmten Medikamenten die von Arzt und Patient erhoffte Wirkung niemals auftreten kann. Stattdessen werden diese Patienten vom Arzt oft zu Unrecht verdächtigt, sie hätten die Medikamente nicht eingenommen.

 

Bei Personen, die zum Typ der „schwachen“ oder „mittelschwachen Entgifter“ zählen, kann es bei Psychopharmaka, deren Ausscheidung von den „Entgiftungs-Enzymen“ abhängt, innerhalb weniger Tage zu überhöhten Konzentrationen des Medikaments mit dementsprechend unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Zusätzlich kompliziert wird die Situation dadurch, dass die Einnahme mehrerer Medikamente die „Entgiftung“ und Ausscheidung anderer hemmen oder blockieren können.

 

Wechselwirkungen mit dem „CYP450“- Entgiftungssystem sind bei sämtlichen Substanzgruppen der heute in Gebrauch befindlichen Psychopharmaka zu beachten. […]

 

Einer sehr grossen Zahl von Patienten werden täglich stark wirksame Psychopharmaka und andere Medikamente verschrieben, ohne dass der Verträglichkeitstyp bestimmt wurde. Insofern kann es nicht überraschen, dass verschiedene Experten wie vor kurzem z.B. David Bates von der Universitätsklinik in Toronto in einem renommierten US-Journal darauf hinweisen, dass Folgen von Arzneimittel-Unverträglichkeiten in der Klinik zu den häufigsten Todesursachen zählen. Kaum geringer dürften die Probleme im Bereich der ambulanten Versorgung sein, über den zu dieser Frage keine Untersuchungen vorliegen.

 

Es besteht daher eine klar begründete Notwendigkeit, die individuelle Medikamentenverträglichkeit eines Patienten zu bestimmen, bevor man eine Medikamententherapie mit einem Mittel einleitet, das der Entgiftung und Ausscheidung durch eines der relevanten Enzyme unterliegt. […] Obwohl die Bestimmung des Entgiftungstyps eines Patienten mittels moderner diagnostischer Methoden technisch ebenso schnell möglich wäre wie die Bestimmung einer Blutgruppe, existiert innerhalb der medizinischen Versorgung hierfür keine Infrastruktur. Für den Patienten würde die Diagnostik lediglich eine einmalige, kleine Blutabnahme bedeuten, so wie sie auch bei jeder anderen Laboruntersuchung vorgenommen wird.

 

Eine Diagnostik zur Bestimmung des Typs der Medikamentenverträglichkeit, die nur ein einziges Mal vorgenommen werden müsste und in den Blutgruppenausweis eingetragen werden könnte, wird von Medikamenten-Experten wie z.B. Matthias Schwab, Ulrich Zanger und Michel Eichelbaum von der Stuttgarter Robert-Bosch-Klinik seit Jahren empfohlen. […] Die Kosten einer lediglich einmal notwendigen Diagnostik würden aufgrund der dadurch verbesserten Behandlung und der Vermeidung von Nebenwirkungen um ein Vielfaches wieder eingespielt. Während die Widerstände der pharmazeutischen Industrie gegen eine solche obligatorische Diagnostik vor einer erstmaligen Medikamentenabgabe vielleicht verständlich sein mögen (sie befürchten eventuell wirtschaftliche Einbussen), kann man über die Haltung der Kostenträger, der Politik und der Ärzteschaft, die Verantwortung für die Gesundheit der Bevölkerung tragen, nur staunen. Während die Bedeutung vererblicher Genabweichungen von vielen Ärzten sonst nicht oft genug betont (und meist völlig überschätzt) wird, trifft man hier, wo die Bestimmung einer genetischen Erbvariante ausnahmsweise tatsächlich einmal von grösster Bedeutung für die Gesundheit des Patienten ist, auf weitgehendes Desinteresse.

 

Aus dem Buch „Das Gedächtnis des Körpers“, Joachim Bauer, aktualisierte und erweiterte Ausgabe, 2018, PIPER

Link zu Interview mit Joachim Bauer: https://www.youtube.com/watch?v=VcBHhEDSwbo

 

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Aufklärung über Nebenwirkungen https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/09/aufklaerung-ueber-nebenwirkungen/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/09/aufklaerung-ueber-nebenwirkungen/#respond Tue, 17 Sep 2019 18:15:31 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=7927

„Studien zeigen, dass über die erwünschten und unerwünschten Wirkungen von Psychopharmaka nicht zu Beginn der Behandlung, nicht in deren Verlauf und nicht beim Übergang in die Langzeitbehandlung aufgeklärt wird. […]

 

Wenn ich zu Fortbildungen in Kliniken eingeladen werde, bestätigen mir die Ärzte, dass mitnichten entsprechend den gesetzlichen Vorgaben und Behandlungsleitlinien aufgeklärt wird. An sich ist jeder Eingriff in die körperliche Unversehrtheit, wozu auch das Verordnen von Psychopharmaka zählt, ohne informierte Zustimmung des Patienten eine strafbare Körperverletzung. […] Das ist in der Psychiatrie eine allgemein akzeptierte Realität. Psychiatriepatienten wird das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit systematisch verweigert.

 

In diesem Zusammenhang ist daran zu erinnern, dass die Lebenserwartung von Patientinnen und Patienten mit ernsten psychiatrischen Diagnosen hierzulande um 20 bis 25 Jahre vermindert ist und zu einem nicht unbeträchtlichen Anteil sind daran Psychopharmaka mit verantwortlich – auch Psychopharmaka, die unter sogenannter therapeutischer Dosierung verabreicht werden“.

 

Auszug aus dem Interview „Psychopharmaka verschreiben – ohne Aufklärung – ist eine Straftat“ mit Peter Lehmann

 

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Studie zu Antidepressiva https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/09/studie-zu-antidepressiva/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/09/studie-zu-antidepressiva/#respond Thu, 05 Sep 2019 17:34:31 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=7882

Interview mit Depressionsforscher Dr. Peter Ansari 

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The Happy Pill https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/08/the-happy-pill/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/08/the-happy-pill/#respond Wed, 21 Aug 2019 19:05:43 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=7796

Silje Marie Strandberg wurde mit 16 aufgrund einer „depressiven Verstimmung“ in die Psychiatrie eingewiesen und dort mit Antidepressiva behandelt. Drei Tage nach Einnahme der Antidepressiva begann sie zum ersten Mal in ihrem Leben Stimmen zu hören und wurde stark suizidal. Darauf bekam sie zusätzlich Neuroleptika verabreicht. Sie wurde innerhalb von 10 Jahren in der Psychiatrie mit: Elektrokrampftherapie, 5 verschiedenen Antidepressiva, 11 verschiedenen Antipsychotika (Neuroleptika) und 7 weiteren Medikamenten (u.a. Antiepileptika) behandelt. Eine Besserung stellte sich nie ein. Im Gegenteil: ihre psychische Verfassung wurde immer schlechter.

 

Dank der Unterstützung eines Psychologen und der Begegnung mit einer Pflegerin welche an Silje Marie glaubte und sie nicht als einen „Fall“ sondern als einen Menschen sah, begann eine Veränderung.


Silje Marie Strandberg lebt heute ohne jegliche Medikamente und ist gesund. Sie rollt im Film ihre „Krankengeschichte“ auf und recherchiert intensiv über die Wirkungen und Nebenwirkungen der Medikamente. Was vorher eine Vermutung war kristallisiert sich immer deutlicher heraus: die medikamentöse Behandlung hat Silje Marie Strandberg krank gemacht.

 

Ein Film der erschüttert aber auch Hoffnung macht. Er zeigt auf wie heilsam eine Beziehung von Mensch zu Mensch ist!
Und: wie wichtig es ist den Beipackzettel der Medikamente genau durchzulesen und sich, wenn möglich zusätzlich auch noch im Internet zu informieren.

 

Hier die Website zum Film: https://www.thehappypillfilm.com


Passend dazu ist auch dieser 3Sat- Beitrag: Tod auf Rezept

 

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Arzneimittel-Kompendium https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/08/arzneimittel-kompendium/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/08/arzneimittel-kompendium/#respond Tue, 20 Aug 2019 01:14:38 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=7902

Da aus meiner Erfahrung Ärzte und Psychiater gar nicht oder nur ungenügend über die möglichen Nebenwirkungen von Antidepressiva und Neuroleptika aufklären ist es wichtig sich EIGENSTÄNDIG zu informieren. Hier der Link zum Arzneimittel-Kompendium:

 

https://compendium.ch/home/de

 

B.Zürcher

 

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Körper, Seele, Geist – aus sprachlicher und theologischer Sicht https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/06/koerper-seele-geist-aus-sprachlicher-und-theologischer-sicht/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/06/koerper-seele-geist-aus-sprachlicher-und-theologischer-sicht/#respond Fri, 28 Jun 2019 09:34:56 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=7665

Dass der Mensch mehr ist als bloss der (sichtbare, messbare) Körper, dass er ein dreigliedriges Wesen hat, galt eigentlich in fast allen alten Völkern und Religionen als selbstverständlich (s. u. 1). Für uns besonders deutlich sichtbar vor kommt diese Dreifaltigkeit, Dreigliedrigkeit bei den alten griechischen Philosophen, dann im frühen Christentum, und dort vor allem bei Johannes und Paulus.

 

Vom Menschen zu sehen – und deshalb wohl auch einfacher und leichter zu verstehen – bekommen wir nur sein verdichtetest Glied: seinen Körper (lat. corpus: Stoffmasse, Leib und Leben … – althoch-deutsch/ahd liib – got. liban: das Zusammen-Geleimte, Zusammen-Gefügte … – s. „Duden – das Herkunfts-Wörterbuch“). Nicht direkt zu sehen (und deshalb auch nicht leicht zu begreifen) ist die Seele (ahd seulja, seo: See. Ein See ist der kleinere Teil vom grossen Wasser, dem Meer. Die Seele somit vom Grossen und Ganzen ein Teil.) Die Seele (lat. mens: Denkart, Sinnesart, Meinung, Erinnerung, Gemüt … griech. psyche: Gemüt, Mut, Herz … ) ist aber nicht zu verwechseln mit dem Geist (lat. spiritus: Wind, Luft, Hauch, Gesinnung … griech. pneuma: Hauch, Wind, Luft, Atem, Lebens-Atem, Beweger, Geist … Geist: ahd gheis, gaijsjan: das Erregende, Bewegende … vom Geist lässt sich der Mensch also bewegen, ergreifen, be-geistern … s. u. 2).

 

Diese Gesinnung und Überzeugung, dass der Mensch mit seinem Geist Teil ist, und somit Anteil hat am göttlichen Geist, ist im Laufe der Zeit immer mehr verloren gegangen. Teils gefördert durch die junge christliche Kirche, der es immer wichtiger wurde gegen aussen grösser, mächtiger, reicher, einfluss-reicher zu werden. Und das verträgt sich eben nicht mit dem unsichtbaren Geist, der im Hintergrund waltet und wirkt. Und je mehr diese Kirche von eigenständig denkenden Menschen ermahnt wurde, sich doch an den Ursprung, an das Eigentliche und Wesentliche des Christentums zu besinnen, an seine Einfachheit und Bescheidenheit, desto härter und gewalttätiger ging sie gegen diese Menschen vor, gab ihnen zu verstehen, dass der Weg zu Gott nicht über eigene Einsicht, nicht über ihr Denken, sondern nur durch die Kirche möglich sei. Und darum beschlossen die Kirchen-Obern 869 nc im Konzil/Versammlung von Konstantinopel die Menschen zu degradieren, zu verkleinern, sie um ein wichtiges Glied zu köpfen und zu schröpfen: aus dem drei-gliedrigen, ein zweifaches Wesen zu formen, eines bloss mit Leib und Seele. Damit versuchten sie den Menschen die göttliche Verwandtschaft aus-zu-treiben, die ursprüngliche Vielfalt des Christentums (Pfingsten!) zu vereinfältigen. Wagten es Menschen gleichwohl sich an das Göttliche in ihnen zu besinnen und zu erinnern, wurden sie von der Kirche verfolgt und verbannt, verurteilt und verbrannt.

 

Könnte dies nicht auch ein Grund mehr dafür sein, dass wir Heutigen – nicht bewusst zwar – einen unsicheren Umgang haben, mit allem und bei allem was den Geist angeht? Ihn für alles zu brauchen und zu missbrauchen, ihn zu vermischen, zu verwechseln, durch-einander zu bringen, gleich-zu-schalten mit dem Geist, der zb Ungutes bewirken kann und der in der griechischen Sprache nicht Pneuma, sondern Daimonion/Dämon heisst. (Auch in der deutschen Sprache wird ein „Gespenst“ (ahd gispensti: Verlockung, Trugbild, Erscheinung … mit „Geist“ gleichgesetzt.) Dazu von einem “geistig“ behinderten, „geistig“ schwachen Menschen zu reden und dabei zu meinen, dass dieser mit dem Denken im Kopf Mühe hat. Das hat mit dem „Geist“ nichts zu tun!

 

Genau gesehen kann ein Mensch auch nicht „geistig“ krank sein, denn der Geist an sich ist ursprünglich immer heilig, „heil“ (gotisch hails: ganz, vollständig, glücklich, frisch, gesund …). Krank (mittel-hoch-deutsch/mhd kranc: schwach, schlecht, nicht ganz, gekrümmt, aus dem Gleichgewicht gebracht …), behindert, eingeschränkt, verkümmert sein kann nur der Körper des Menschen – und eben: die Seele, das Gemüt, der Mut um zu leben …

 

(1) Die Drei galt bei vielen alten Völkern und Religionen als heilige Zahl, als Zahl der Ganzheit („Aller guten Dinge sind drei“), Zahl der Harmonie (griech. harmozein: zusammen-fügen, übereinstimmen, verbinden, vermitteln, ein Ganzes bilden …).
(*Näheres und Weiteres dazu bei Hans-Werner Schroeder „Dreieinigkeit und Dreifaltigkeit – vom Geheimnis der Trinität“ Verlag Urachhaus.)

Das für den Ausgleich sorgende, zwischen zwei Seiten vermittelnde Dritte, sollte auch an Beispielen aus dem heutigen Alltag ablesbar sein. Sei das in der Musik mit der Harmonie zwischen Takt und Melodie – sei das bei der Pflanze mit dem Stengel, der Wurzel und Blüte verbindet – bei Fahrzeugen ist es die Kupplung, die den Motor und das Getriebe in Gang bringt – beim Atmen der gleichmässige Rhythmus zwischen Aus- und Ein-Atmen – und für das regelmässige Zusammenziehen und Ausdehnen braucht auch das Herz einen geregelten Puls und Impuls … Wenn JH Pestalozzi auf den Menschen und seine Dreigliedrigkeit zu sprechen kommt, braucht er für den Willen das Bild der Hand, für das Gefühl das Bild des Herzens, für sein Denken den Kopf. Übernimmt ein Glied dauernd die Herrschaft über die beiden andern, besteht die Gefahr, dass der Mensch einseitig wird, sein Mensch-Sein vergisst, un-menschlich wird. Braucht so der Mensch einseitig nur den Willen, kann er zum rücksichtslosen Macher entarten. Ein religiöser Fanatiker kann werden, wer meint, dass die Religion nur aus dem Gefühl erlebt werden kann. Und ein eher hartherziger Mensch kann sein, wer nur den Kopf gelten lässt. Kommen aber alle drei Glieder regelmässig und gleichmässig zu Wort, so ist er auf dem Weg zu einem gesunden (ahd gisunt: stark, kraftvoll, fest, ausgeglichen … ) Menschen.

 

(2) Auf das Erste gesehen, bleiben der Geist und auch die Seele für die meisten Menschen unsichtbar. Aber dass sollte nicht heissen, dass es beide nicht auch gibt! Machen wir uns auf die Suche nach ihnen: in alten Zeiten wurde der Geist u.a. mit dem Wind verglichen. Der Wind an sich ist ja auch nicht direkt zu sehen und gleichwohl gehen Wirkungen von ihm aus, die wir zu spüren und zu sehen bekommen: der Wind bringt uns im Winter Kälte, im Sommer Wärme, hinterlässt Spuren nach gewaltigen Stürmen, spielt mit dem Laub der Bäume, verteilt auf der Erde himmlische Blumendüfte … Der Geist ist also nicht weit entrückt im Himmel zu suchen, sondern erscheint uns mit seinem Wirken auch auf der Erde. Diese Wirkungen benennt Paulus (gal 5) als Gaben, als Früchte des Geistes (ahd fruht: was zu brauchen und zu nutzen da ist … ) und zählt solche Früchte auch auf: Freude und Freundlichkeit, Frieden und Zufriedenheit, Güte und Grossmütigkeit, Herzlichkeit, Warmherzigkeit, Barmherzigkeit, Mut, Treue, Glauben, Vertrauen, das Gewissen …

 

Denken wir uns ein Bild: der göttliche Geist, wenn er ist, ist die verborgene Sonne des Weltalls. Meine Seele aber ist der Spiegel, der für diese Sonne geschaffen ist. Wir können die Sonne nicht zwingen, dass sie uns scheint, und wir brauchen das auch nicht. Aber wir können den Spiegel so halten und so stellen, dass die Sonne darin aufleuchten muss. Halte den Spiegel rein und halte ihn nach oben und unfehlbar kommt die Stunde, wo die Sonne, die da über den Himmel geht, in unseren Spiegel strahlend sichtbar wird …“ Friedrich Rittelmeyer (1872-1938)

 

Es gibt nur ein einziges Problem: wiederentdecken, dass es ein Leben des Geistes gibt, höher stehend als das des Verstandes – das einzige Leben, das den Menschen befriedigt. Es geht über das Problem des religiösen Lebens hinaus, das nur eine Form davon ist. Und das Leben des Geistes beginnt dort, wo über die Bestandteile hinaus, aus denen es besteht, ein Wesen als Einheit gedacht wird.“ Antoine de St-Exupéry (1900-1944)

 

H.R. Zürcher

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Das MBCT-Arbeitsbuch https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/06/das-mbct-arbeitsbuch-2/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/06/das-mbct-arbeitsbuch-2/#respond Sat, 01 Jun 2019 20:24:54 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=7699

Ein 8-Wochen-Programm zur Selbstbefreiung von Depressionen und emotionalem Stress.

 

„Die Abkürzung MBCT steht für Mindfulness-Based Cognitive Therapy (Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie). Es ist ein Programm, das speziell entwickelt wurde, um Ihnen zu helfen, mit anhaltenden unerwünschten inneren Zuständen und Stimmungen umgehen zu lernen.
MBCT wurde wissenschaftlich untersucht und hat sich als wirksame Methode bei Depressionen, Angstzuständen und einer ganzen Reihe anderer psychischer Probleme erwiesen.

 

Sie können dieses Buch auf unterschiedliche Weise nutzen: als Teilnehmer/in einer professionell angeleiteten MBCT-Gruppe, im Rahmen einer Einzeltherapie oder als Selbsthilfe-Ratgeber.

 

Eine Depression geht natürlich oft mit Angstzuständen, Reizbarkeit oder anderen unerwünschten Emotionen einher. Die gute Nachricht ist, dass MBCT, obwohl für die Behandlung von Depressionen entwickelt und hier extrem wirkungsvoll, sich auch als äußerst wirksam bei anhaltenden Ängsten und anderen destruktiven Gefühlen erweist, wie neueste Forschungsergebnisse zeigen. Das Herzstück der Achtsamkeitsbasierten Kognitiven Therapie oder MBCT ist ein behutsames, systematisches Training in Achtsamkeit.

 

Dieses Training befreit uns aus dem eisernen Griff von zwei kritischen Prozessen, die ursächlich für Depressionen und viele andere emotionale Probleme sind:
1. Die Tendenz, ständig zu grübeln oder sich übermäßig in Gedanken oder Sorgen über bestimmte Dinge zu verlieren gepaart mit
2. Die Tendenz, andere Dinge zu meiden, zu unterdrücken oder von sich wegzuschieben.

 

Falls Sie schon seit längerer Zeit unter emotionalen Problemen leiden, werden Sie bereits festgestellt haben, dass Unterdrücken oder Sich-Sorgen nicht wirklich helfen. Dennoch haben Sie vielleicht das Gefühl, es nicht lassen zu können. Verstärkte Bemühungen, Ihre belastenden Gedanken auszuschalten, mögen vorübergehend Erleichterung bringen, können alles aber auch noch schlimmer machen. Ihre Aufmerksamkeit wird weiterhin von den Dingen in Beschlag genommen, die Sie belasten.

 

Das Achtsamkeitstraining [ ] gibt Ihnen die Kontrolle über Ihre Aufmerksamkeit zurück, so dass Sie, von Augenblick zu Augenblick, sich selbst und die Welt ohne die harte, selbstkritische innere Stimme erleben können, die Sie vielleicht sehr oft begleitet. Das tägliche Achtsamkeitstraining reduziert den Hang, zu grübeln und sich über alles und jedes Sorgen zu machen. Sie fangen wieder an, die kleinen Freuden und schönen Dinge wahrzunehmen. Sie lernen, mit Weisheit und Mitgefühl auf die Menschen in Ihrer Umgebung zu reagieren.“

 

 

Auszug aus der Leseprobe:

 

„Das MBCT-Arbeitsbuch“, von John Teasdale, Mark Williams & Zindel Segal

Link zum Buch und der gesamten Leseprobe

 

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Erfolgreich gegen Depression und Angst https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/06/erfolgreich-gegen-depression-und-angst-2/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/06/erfolgreich-gegen-depression-und-angst-2/#respond Sat, 01 Jun 2019 20:22:42 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=7697
Hörbuch von Dr. Dietmar Hansch, das die Selbsthilfe bei Depressionen oder Angststörungen durch verschiedene Anregungen unterstützt:

 

https://www.youtube.com/watch?v=jPJCjjwjJUI

 

Link zum Buch

 

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https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/06/erfolgreich-gegen-depression-und-angst-2/feed/ 0
Kann die langfristige Behandlung mit Antidepressiva den Verlauf einer Depression verschlechtern? https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/05/kann-die-langfristige-behandlung-mit-antidepressiva-den-verlauf-einer-depression-verschlechtern-2/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/05/kann-die-langfristige-behandlung-mit-antidepressiva-den-verlauf-einer-depression-verschlechtern-2/#respond Thu, 23 May 2019 06:00:32 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=7340

Einmal in die Mühle der Psychopharmakologie gelangt, ist es für viele Patienten schwierig, aus dieser jemals wieder rauszukommen. Selbst beim Ausbleiben echter Entzugserscheinungen kann das Absetzen von Antidepressiva Probleme machen. Schon seit langem ist bekannt, dass depressive Patienten häufig wieder krank werden, wenn sie aufhören, ihre Medikamente zu nehmen.

 

Vor ein paar Jahren hat sich der italienische Psychiater Giovanni Fava die entscheidende Frage gestellt: „Kann die langfristige Behandlung mit Antidepressiva den Verlauf einer Depression verschlechtern?“

 

[…] Psychiater Fava fasst das Problem wie folgt zusammen: „Antidepressiva mögen bei Depressionen kurzfristig nutzbringend sein, könnten den Verlauf der Krankheit aber durch Verstärkung der biochemischen Vulnerabilität langfristig verschlechtern, […] Die Anwendung von Antidepressiva kann dazu führen, die Krankheit zu einem maligneren und schlechter auf Behandlung ansprechenden Verlauf voranzutreiben.“ Auch in einem Kommentar im Journal of Clinical Psychiatry sprechen drei Ärzte aus, was selten offen diskutiert wird: „Der Langzeitgebrauch von Antidepressiva kann depressogen sein. […] Es ist möglich, dass Antidepressiva die Verdrahtung neuronaler Synapsen verändert, was nicht nur dazu führt, dass Antidepressiva wirkungslos werden, sondern auch ein schwer zu beeinflussender depressiver Zustand hervorgerufen wird.“

 

Ein gewichtiger Verdacht mit beträchtlichen Konsequenzen für die klinische Praxis, würde man meinen. Weshalb ist zur systematischen Klärung dieser Frage bis heute kaum etwas unternommen worden? Vielleicht deshalb, weil niemand an der Klärung des Sachverhalts interessiert ist.

 

[…]Auch Carolyn Dewa vom Center for Addiction and Mental Health in Ontario – eine ausgewiesene Spezialistin für Erwerbsunfähigkeit im Zusammenhang mit psychischen Störungen – wundert sich: „Mit dem ganzen Angebot an verfügbaren Depressionsbehandlungen kann man sich fragen, warum Invalidität im Zusammenhang mit Depression zunimmt.“

 

 

Felix Hasler, Neuromythologie, transcript

 

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Psychiatrie, Diagnosen, Macht, Hierarchie, Lügen. https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/05/psychiatrie-diagnosen-macht-hierarchie-luegen/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/05/psychiatrie-diagnosen-macht-hierarchie-luegen/#comments Fri, 17 May 2019 21:15:31 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=7190

Piet Westdijk setzt sich in diesem Video kritisch mit der Psychiatrie auseinander.

 

 

 

 

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Also ist es psychisch… https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/05/also-ist-es-psychisch/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/05/also-ist-es-psychisch/#respond Thu, 02 May 2019 09:11:58 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=7088

So lange das Wissen um bestimmte körperliche Erkrankungen nicht in der Gesellschaft angekommen ist, geschieht es, dass Menschen von den behandelnden Ärzten/Ärztinnen eine psychiatrische Diagnose bekommen im Sinn von: „Es gibt keine Erklärung für die Symptome also ist es psychisch.“

 

Diverse Mängel (z.B. Vitamin B12, Eisen) oder Schilddrüsenfunktionsstörungen gehören mittlerweile mehrheitlich zur Routineuntersuchung. Auch die Borreliose mit ihren diversen psychischen Folgen hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Zwei körperliche Erkrankungen welche auch starke psychische Auswirkungen haben können, stossen erstaunlicherweise bisher kaum auf Interesse. Obwohl viele Menschen darunter leiden. Ihre Lebensqualität könnte durchaus verbessert werden, wenn sie nicht in erster Linie aus einem „psychiatrischen Blickwinkel“ betrachtet würden. Es handelt sich dabei um die „Chronische Erschöpfung“ (CFS) und die „Kryptopyrrolurie“ (KPU).

 

Seriöse Informationen sind in den Ratgebern von Dr. Joachim Strienz Facharzt für Innere Medizin zu finden:

 

Leben mit Kryptopyrrolurie

Leben mit chronischer Erschöpfung

CFS Konsensdokument

 

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Bedürfnis nach Medikamenteneinnahme https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/beduerfnis-nach-medikamenteneinnahme/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/beduerfnis-nach-medikamenteneinnahme/#respond Mon, 29 Apr 2019 15:24:40 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5446

Immer wieder mache ich die Beobachtung, dass wir Menschen, dann, wenn es uns nicht gut geht, das Bedürfnis haben, etwas dagegen einzunehmen. Vermutlich ist uns das seit Kindesbeinen vertraut und gibt uns einen gewissen Halt. Wenn sich körperliche Schmerzen so sehr steigern, dass ein Punkt erreicht wird, an dem wir alles machen oder einnehmen würden, wenn dadurch der Schmerz weggeht, dann ist dieses Bedürfnis am ehesten nachvollziehbar.

 

Auch seelische Schmerzen können enormes Leid verursachen. Auch da kann der Punkt kommen, an dem man alles einnehmen würde, wenn dadurch die seelischen Schmerzen weggehen. 

 

Das Bedürfnis etwas „einzunehmen“ scheint stark verankert in uns. Dieses Bedürfnis geht nicht einfach so weg – erst recht nicht, wenn bereits seit vielen Jahren z.B. Psychopharmaka eingenommen worden sind. Diese Medikamente sind Teil des Alltags, Teil des Lebens, Teil der Beziehungen geworden. Eine Ärztin beschrieb es sogar so, dass eine Beziehung zu diesem Medikament entstanden ist. Das Medikament hat einen festen Platz, eine feste Rolle.

 

Neben den körperlichen und psychischen Entzugserscheinungen die beim Absetzen von Psychopharmaka eintreten können, kommt demnach also auch noch ein Ablösungsprozess von allem wofür das Medikament im eigenen Leben steht, hinzu.

 

In meiner Ausbildung hat ein Dozent welcher lange Zeit im Suchtbereich tätig war gesagt: „Wenn etwas weggenommen wird sollte im Gegenzug auch etwas gegeben werden.“ Den Ängsten, dass, sobald Psychopharmaka abgebaut werden, ein „Rückfall“ kommt, kann z.B. begegnet werden, indem etwas anderes an Stelle der Psychopharmaka gesetzt wird. Das kann eine Therapie sein, ein Hobby, eine Selbsthilfegruppe… es kann auch ein pflanzliches Heilmittel sein. Natürlich ist das ein Stück weit eine „Abhängigkeitsverlagerung“. Aber hinsichtlich der vielfältigen, erheblichen Nebenwirkungen der Psychopharmaka, ist meiner Meinung nach eine solche „Abhängigkeitsverlagerung“ vertretbar.

 

Unabhängig davon, ob nun ein schul- oder ein alternativmedizinisches Mittel eingenommen wird, spielt dabei aus meiner Sicht die eigene Haltung eine wesentliche Rolle. Ich kann eine Substanz mit der Haltung einnehmen etwas „wegzumachen“ ohne mich weiter damit auseinanderzusetzen. Ich kann eine Substanz aber auch mit einer „beobachtenden“ Haltung einnehmen. In dem ich wahrnehme was die Einnahme in mir bewirkt, sowohl körperlich wie seelisch. So werde ich nicht zum „passiven Konsument“ sondern zum „aktiven Beobachter“. Auch stets wichtig ist, ob und wie, mein nahes Umfeld allfällige Veränderungen an mir wahrnimmt.

 

 

Brigitte Zürcher

 

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Verlust an Hirnsubstanz https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/verlust-an-hirnsubstanz/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/verlust-an-hirnsubstanz/#comments Sun, 28 Apr 2019 16:34:54 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5413

Zwar gelang es bislang nicht, per Hirn-Scan hypothetische Veränderungen des Gehirns bei psychischen Störungen nachzuweisen. Sehr wohl aber gelang der Nachweis, dass bestimmte Psychopharmaka bei chronischer Verabreichung zu echten hirnmorphologischen Veränderungen führen. Im Fall der Neuroleptika ist gar mit einem kontinuierlichen Verlust an Hirnsubstanz zu rechnen. […]

 

Die Neurowissenschaftlerin Andreasen verfolgt seit Anfang der 1990er Jahre den Langzeitverlauf schizophrener Erkrankungen und führt bei den Patienten in regelmässigen Abständen MRT-Messungen des Gehirns durch. Seit Mitte der 1990er Jahre war in Andreasens Forschungsberichten in verschiedensten Variationen zu lesen, dass Patienten unter fortschreitender Verkleinerung des Hirnvolumens litten, besonders im Bereich des Stirnhirns. Und dass dieser Abbau von Hirnsubstanz in direktem Zusammenhang mit Negativsymptomen, kognitiven Störungen und der allgemeinen Funktionstüchtigkeit steht. […] In einem Interview mit der New York Times im September 2008 […] erwähnte die Forscherin, fast beiläufig, dass „je mehr Medikamente Sie (die Schizophrenie Patienten) bekommen haben, desto mehr Hirngewebe verlieren Sie.“ Die Psychiaterin und langjährige Chefredakteurin des American Journal of Psychiatry erklärte der erstaunten Journalistin auch gleich, weshalb dem so ist: „Die Antipsychotika blockieren die Aktivität der Basalganglien. Der präfontale Cortex bekommt nicht den benötigten Input und wird von den Medikamenten heruntergefahren. Dies reduziert die psychotischen Symptome. Es verursacht aber auch, dass der Cortex langsam verkümmert.“

 

Dass höchst wahrscheinlich die antipsychotischen Medikamente und gar nicht die eigentliche Erkrankung für die Hirnveränderungen bei chronisch schizophrenen Patienten verantwortlich sind, ist aber noch lange nicht in der Fachwelt angekommen.

 

 

Felix Hasler, Neuromythologie, transcript

 

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Kritische Betrachtung eines „Wegbegleiters“ welcher in Kliniken an Betroffene und Angehörige abgegeben wird https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/kritische-betrachtung-eines-wegbegleiters-welcher-in-kliniken-an-betroffene-und-angehoerige-abgegeben-wird/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/kritische-betrachtung-eines-wegbegleiters-welcher-in-kliniken-an-betroffene-und-angehoerige-abgegeben-wird/#respond Sun, 28 Apr 2019 14:48:33 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=6475

Piet Westdijk setzt sich in diesem Video kritisch mit Auszügen aus: „Psychosen erkennen, verstehen, behandeln. Ein Wegbleiter für Betroffene und Angehörige“ auseinander.

Dieser Wegbegleiter wird in psychiatrischen Kliniken in der Schweiz abgegeben und hat somit einen beträchtlichen Einfluss. Ich stütze mich bei den verwendeten Zitaten auf das schweizerische Zitatrecht.

 

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Ist die biologische Psychiatrie wissenschaftlich belegt? https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/ist-die-biologische-psychiatrie-wissenschaftlich-belegt/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/ist-die-biologische-psychiatrie-wissenschaftlich-belegt/#respond Sun, 28 Apr 2019 04:30:44 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5148

Schon vor Jahren haben der klinische Psychologe Alvin Palm und der Psychiater Colin Ross, die biologische Psychiatrie als „Pseudowissenschaft“ bezeichnet und mit harscher Kritik überzogen:

 

„Die Geschichte der biologischen Psychiatrie kann nachgezeichnet werden als Geschichte von viel versprechenden Fährten, abschliessenden Schlussfolgerungen aufgrund dürftiger Evidenzen, Übertreibungen als Antwort auf neue Ansätze und letztendlich unproduktiven Ergebnissen.“ Es gäbe immer noch „keinen Beleg dafür, dass es die Biologie sei, die Schizophrenie, bipolare Störung oder irgend eine andere funktionelle psychische Störung verursache“, so die Autoren in ihrem Buch von 1995 weiter. Ihr Fazit ist dementsprechend ernüchternd:

 

„Die biologische Psychiatrie hat in den letzten 10 Jahren keine einzige klinisch relevante Entdeckung gemacht, trotz Hunderten von Millionen an investierten Forschungsgeldern.“ […]


Auch nicht besser sieht es aus, wenn man die allgemein anerkannten Prüfkriterien für wissenschaftliche Modelle anlegt: Voraussagekraft, Widerspruchsfreiheit, Stichhaltigkeit und Relevanz. In allen 4 Punkten schneiden die neurobiologischen Modelle psychischer Erkrankungen jämmerlich schlecht ab.

 

Felix Hasler, Neuromythologie, transcript

 

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Eine kurze Geschichte der Psychopharmakologie https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/eine-kurze-geschichte-der-psychopharmakologie/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/eine-kurze-geschichte-der-psychopharmakologie/#respond Sat, 27 Apr 2019 22:30:11 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5327

Ein geradezu existentielles Interesse an der Biologisierung der psychischen Störungen hat naturgemäss die pharmazeutische Industrie. Nur wenn Erkrankungen der Psyche als Erkrankungen des Gehirns und somit als biologisches Problem verstanden werden, ist es überhaupt sinnvoll, Medikamente einzusetzen. Durch die forcierte Naturalisierung der Psychiatrie konnte ein riesiger neuer Markt erschlossen werden. […]

 

Mitte der 1950er Jahre wurde ein neues Kapitel der Psychiatriegeschichte aufgeschlagen. Die Ära der Psychopharmakologie, in der wir uns heute mehr denn je befinden, erlebte eine Morgendämmerung.


In jener Zeit war die Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung somatischer Erkrankungen schon halbwegs von einer Vorgehensweise charakterisiert, die man heute als „rational drugs design“ bezeichnet. Auf der Suche nach „Magic Bullets“ im Sinne Paul Ehrlichs studierten die Forscher Ursachen und Wesen einer Krankheit und suchten aufgrund ihrer Befunde nach einer sinnvollen Behandlungsmethode. Durch diese Vorgehensweise – und dem notwendigen Glück – wurde eine ganze Reihe neuer Antibiotika entdeckt, Mittel gegen Tropenkrankheiten gefunden, die Insulinsubstitution als Standarttherapie der Zuckerkrankheiten etabliert und neue Impfstoffe entwickelt.

 

Bei Medikamenten gegen psychische Störungen sah es dagegen ganz anders aus. Im Nachhinein hat die Pharmaindustrie zwar den Eindruck erweckt, ihre Psychopharmaka seien auf der Grundlage evidenzbasierten Wissens um die biologischen Vorgänge im Gehirn entwickelt worden. In Tat und Wahrheit ist die Geschichte der Psychopharmakologie nichts anderes als eine Geschichte glücklicher Zufälle. […]

 

Dem Wirkstoff Chlorpromazin wird heute zugeschrieben, als erstes wirksames Antipsychotikum die psychopharmakologische Revolution der 1950er Jahre ausgelöst zu haben. Die Entwicklung des Chlorpromazins war aber alles andere als planvoll und die Entdeckung seiner antipsychotischen Wirkung einer Reihe von Zufällen zu verdanken. Die Herstellerfirma Rhone-Poulenc dachte nämlich anfänglich, mit dem Thorazin-Wirkstoff Chlorpromazin ein neues Antihistaminikum gefunden zu haben. […] Henry Laborit, ein junger Chirurg der französischen Marine, hat Chlorpromazin […] angewendet und festgestellt, dass seine Testsubstanz bei den Patienten eine „euphorische Ruhe“ […] bewirkt. An einer Konferenz in Brüssel im Dezember 1951 berichtete Laborit seinen Fachkollegen, dass Chlorpromazin seine Patienten zuverlässig in einen Dämmerzustand versetze, eine „veritable medizinische Lobotomie“. […] Trotz aller Skepsis und trotz der Verunsicherung bei Rhone-Poulenc hat das Chlorpromazin Ende der 1950er Jahre von Frankreich, der Schweiz und Kanada ausgehend einen weltweiten Siegeszug angetreten. Und damit die Psychiatrie nachhaltig verändert.[…]

 

Etwa zur selben Zeit hat der Chemiker Frank Berger bei Wallace Laboratories in New Jersey einen neuartigen Wirkstoff entwickelt, der als Prototyp der „Minor Tranquilizer“ Karriere machen sollte. Wiederum keine Spur von „rational drug design“, wiederum eine pure Zufallsentdeckung. Berger war ursprünglich auf der Suche nach einem Antibiotikum, das aber breiter als Penicillin wirken sollte. Dazu synthetisierte er Abwandlungen eines in England gebräuchlichen Desinfektionsmittels. In den Tierversuchen zur Toxizitätsabschätzung entdeckte der Chemiker, dass eine seiner Testsubstanzen wirksam die Skelettmuskulatur entspannte. Und nicht nur das. Seine sonst durch Herumexperimentieren gestressten Versuchstiere machten einen ungewöhnlich entspannten Eindruck. Berger erkannte schon früh das Potenzial, einen angstlösenden Wirkstoff zu entwickeln. […] Berger hatte zwar nicht das erhoffte neue Antibiotikum gefunden, dafür aber den zweiten bedeutenden Wirkstoff im gerade anbrechenden Zeitalter der Psychopharmakologie entwickelt. Meprobamat, so der Name von Bergers Beruhigungsmittel, wurde 1955 unter dem Namen Miltown auf den Markt gebracht. […] 

 

Miltowns Grosserfolg lag nicht nur an den Ärzten, die das Medikament grosszügig an alle Patienten verschrieben. Vor allem verlangten die gestressten und ängstlichen Amerikaner selbst vehement nach der neuen „Ruhepille“ […]

 

Ganz in Tradition früher pharmazeutischer Innovation wurde auch das erste Antidepressivum durch puren Zufall entdeckt. Bei Hoffman-La Roche suchte man […] nach einem Mittel gegen Tuberkulose. Als man den Wirkstoffkanditaten Iproniazid an Patienten in Tuberkulosekliniken ausprobierte, stellten die behandelnden Ärzte fest, dass die Patienten seltsam „energetisiert“ und offensichtlich guter Laune waren. Aufgrund der vermuteten stimmungsaufhellenden Wirkung wurde Iproniazid schon bald auch bei depressiven Patienten getestet. Trotz unzuverlässiger Wirkung und einer Reihe von Nebenwirkungen hat Nathan Kline, Psychiater am Rockland State Hospital bei New York, das Medikament mit einer wohlwollenden Fachpublikation gerettet. […] 1958 wurde Iproniazid als erstes Antidepressivum zugelassen und unter dem Namen Marsilid vermarktet. […]

 

Praktisch zur selben Zeit, […] entdeckte der Schweizer Psychiater Roland Kuhn die antidepressive Wirkung von Imipramin, eine Neuentwicklung aus den Labors des Pharmaherstellers Geigy. Immerhin, bei dieser Substanz war der Abstand zwischen eigentlich gesuchter und tatsächlicher Wirkung noch am kleinsten. Aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit zu Chlorpromazin vermutete Geigy nämlich eine antipsychotische Wirkung. Die Wahnsymptome verschwanden bei Kuhns schizophrenen Patienten zwar nicht, dafür schien sich deren Stimmung zu bessern. 1958 wurde Imipramin unter dem Markennamen Tofranil eingeführt. […] 

 

Um die Psychoanalytiker mit ihren neuen Medikamenten nicht zu vergraulen, haben die Pharmaproduzenten in der ersten Kampagne noch explizit darauf hingewiesen, dass ihre Arzneien Geisteskrankheiten zwar nicht von sich aus heilen, Patienten aber soweit entspannen könnten, dass sie einer Behandlung durch den Therapeuten zugänglich werden. Thorazine und Miltown seien lediglich „Hilfsmittel für die Psychotherapie, keine Heilmittel“, berichtete auch die New York Times. Wie sich die Zeiten doch geändert haben. Heutzutage gelten Psychopharmaka vielen Befürwortern der biologischen Psychiatrie sehr wohl als authentisches Heilmittel. Im Gegenzug mag die Psychotherapie mitunter nur noch, wie der Analytiker Joachim Küchenhoff nicht ganz frei von Sarkasmus befindet, „biologisch denkenden Psychiatern als Complianceförderung zur besseren Medikamentenverordnung gelten.“

 

Aber schon Mitte der 1960er Jahre hatte sich das Image der neuen Psychopharmaka deutlich gewandelt. Schritt für Schritt wurden neue therapeutische Klassen eingeführt und die alten „Beruhigungs- und Aufbaumittel“ im Nachhinein per Umbenennung aufgewertet. Aus den „Major Tranquilizern“ wurden „Antipsychotika“, aus den „Minor Tranquilizern“ wurden „Anxiolytika“ und aus den allgemeinen „psychischen Energiespendern“ wurden Antidepressiva. Da war sie nun plötzlich, diese scheinbare Spezifität, diese vermeintlich passgenaue medikamentöse Antwort auf alle psychischen Leiden. […]

 

Die zunehmende pharmakozentrische Sichtweise der Psychiatrie hatte in den 1970er und 1980er Jahren weitere Gebietsgewinne zu verzeichnen. Durch Abwandlung bereits etablierter Wirkstoffe wurden dem therapeutischen Arsenal in rascher Folge immer neue Varianten von Anxiolytika, Antidepressiva und Antipsychotika hinzugefügt. Der ganz grosse kommerzielle Erfolg kam für die Pharmaindustrie aber erst mit der Entwicklung und Vermarktung einer neuen Klasse von Psychopharmaka, den „Selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern“ (abgekürzt SSRIs). Deren Prototyp Prozac ist zu einem Symbol der 90er Jahre geworden. […]

 

Ärzte verschrieben Prozac nicht nur bei Depressionen, sondern auch bei weit verbreiteten persönlichen Problemen wie Empfindlichkeit auf Kritik, Angst vor Zurückweisung oder mangelndem Selbstvertrauen. Die bis heute andauernde Erfolgsgeschichte von Prozac und Co. ist allerdings mehr als nur erstaunlich, wenn man die bewegte und wechselhafte Geschichte dieser zweiten psychopharmakologischen Revolution betrachtet. Eine Revolution, die letzten Endes auf dem Sieg des pharmazeutischen Marketings über wissenschaftliche Fakten beruht.

 

 

Felix Hasler, Neuromythologie, transcript 

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Das Scheitern an der Komplexität des Gehirns https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/das-scheitern-an-der-komplexitaet-des-gehirns/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/das-scheitern-an-der-komplexitaet-des-gehirns/#respond Sat, 27 Apr 2019 20:00:45 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5378

Auf den ersten Blick, geht es uns besser denn je. Unsere Gesundheitsversorgung ist so gut wie nie zuvor. Die Lebenserwartung nimmt stetig zu und immer mehr körperliche Erkrankungen sind durch effektivere Therapien in den Griff zu bekommen. Im Gegensatz dazu, sind die psychischen Störungen seit Jahren im Vormarsch. Nicht nur steigt die Prävalenz vieler psychischer Erkrankungen seit Jahren kontinuierlich an – diese scheinen auch immer häufiger einen chronischen Verlauf zu nehmen. An erster Stelle stehen dabei die Depressionen. Besonders die „en vogue“ Depressionsdiagnosen: „Erschöpfungssyndrom“ und „Burnout“ gewinnen massiv an Terrain.

 

Es war eine der grossen Medizin- Hoffnungen der 90er Jahre, dass die „Neuro-Psychiatrie“ als exakte naturwissenschaftliche Disziplin schon bald psychopathologisches Geschehen auf der Ebene von Neuronen und Rezeptoren würde aufklären können. Dass sich mittels genetischen Screenings Risikopersonen identifizieren lassen werden. Dass mit bildgebenden Verfahren gesunde von depressiven und schizophrenen Gehirnen unterscheidbar würden. Und vor allem, dass sich aufgrund der Einsichten in die biologischen Abläufe von psychischen Störungen hochspezifische und damit nebenwirkungsarme Medikamente entwickeln lassen. Keine dieser Hoffnungen hat sich erfüllt. Noch nicht einmal ansatzweise.

 

Über alle Massen simplifizierte, nie bewiesene und bisweilen grundlegend falsche wissenschaftliche Konzepte zur Biologie der Psyche haben den Boden für die gesellschaftliche Akzeptanz bereitet, psychiatrische Störungen als entgleiste Chemie des Gehirns, insbesondere als Neurotransmitter-Ungleichgewichte zu begreifen. Der Mythos der Spezifität, Wirksamkeit und Sicherheit „moderner“ Psychopharmaka wiederum hat bewirkt, diese exzessiv zu verschreiben und auch bereitwillig einzunehmen. Mit dem leider häufigen Ergebnis, dass das delikate Gleichgewicht der Hirnchemie nachhaltig und möglicherweise irreversibel gestört wird. So kommt es, dass ursprünglich seltene und episodische psychische Krankheiten zu häufigen und chronischen geworden sind.

 

Dass die Entwicklung neuer und vor allem innovativer Psychopharmaka grosse Probleme macht, ist zwischenzeitlich auch der Pharmaindustrie selbst bewusst geworden. […] So sind die meisten Substanzen in den klinischen Studien längst bekannte Medikamente, die bereits zugelassen sind und nun die behördliche Zulassung für weitere Indikationen anstreben. Gleich mehrere atypische Antipsychotika, darunter auch die Blockbuster Risperdal und Seroquel, werden gerade auf ihre Eignung zum Einsatz bei Depressionen untersucht. […]

 

Eine pure Verzweiflungstat in Ermangelung echter Innovation? Wie schlecht Psychopharmaka in klinischen Studien abschneiden, zeigt ein Vergleich der Erfolgsraten. Gerade einmal 8,2 Prozent aller psychopharmakologischen Testsubstanzen aus den klinischen Untersuchungen erhalten am Ende eine behördliche Zulassung. Das ist ein Negativrekord unter allen therapeutischen Klassen. Das Scheitern an der Komplexität des Gehirns wird spätestens in den klinischen Untersuchungen offensichtlich.

 

 

Felix Hasler, Neuromythologie, transcript

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Komplexe Gehirnchemie https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/komplexe-gehirnchemie/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/komplexe-gehirnchemie/#respond Sat, 27 Apr 2019 18:35:55 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5408

Das Gehirn besteht – neben anderen Zellarten – aus geschätzten 100 Milliarden Neuronen, die über eine geschätzte Billiarde Synapsen miteinander in Verbindung stehen. Dazu kommt eine schier unüberschaubare Zahl von Botenstoffen (Amine, Neuropeptide, Aminosäuren und Gase), welche die Nervenübertragung durch Wechselwirkung mit einer Hundertschaft verschiedener Rezeptoren orchestriert und reguliert. Und nicht zu vergessen: Ebenso viele Hormone, zuständig für mittel- und langfristige Modulationen biologischer Vorgänge, sowie Tausende an Regulationsgenen. Ganz zu schweigen von spezifischen Transportmechanismen, molekularen Speicherorganen und einer ganzen Armada von Enzymen. Zudem mehren sich die Hinweise, dass nicht nur Neuronen, sondern auch ganz andere Zelltypen des Gehirns für Bewusstseinsprozesse, insbesondere für Gedächtnisfunktionen fundamental wichtig sein könnten.

 

Allein schon aufgrund der unvorstellbaren Komplexität des Gehirns erscheint es mehr als fragwürdig, psychische Störungen auf das Fehlverhalten einiger weniger seiner biochemischen Akteure herunterbrechen zu wollen. Dazu kommt, dass externe pharmakologische Eingriffe vom Gehirn über kurz oder lang durch Gegenregulationen ausgeglichen werden. Rezeptordichten und Gegenexpression werden angepasst, die Ansprechbarkeit von Rezeptoren wird verändert oder die endogene Produktion von Botenstoffen herunter gefahren. Auch Sucht und Entzugserscheinungen basieren typischerweise auf solchen Vorgängen. Wird eine suchterzeugende Substanz regelmässig konsumiert, kommt es zu einer ganzen Kaskade von neurochemischen Anpassungen im Gehirn. Entfällt plötzlich die vom Gehirn antizipierte Zufuhr, entsteht ein relativer Mangelzustand. Subjektiv werden Entzugserscheinungen erlebt.

 

Felix Hasler, Neuromythologie, transcript

 

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Die Kunst eine Krankheit zu verkaufen https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/die-kunst-eine-krankheit-zu-verkaufen/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/die-kunst-eine-krankheit-zu-verkaufen/#respond Sat, 27 Apr 2019 17:15:02 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5389

Während es für viele Menschen früher einfach zum normalen Leben gehörte, gelegentlich Phasen der Traurigkeit, Energiearmut und Hoffnungslosigkeit zu durchleben, schreiben wir einem solchen Zustand heute schon sehr schnell einen Krankheitswert zu. Mit dazu beigetragen haben ohne Zweifel die zahlreichen Krankheitsaufklärungskampagnen der pharmazeutischen Industrie.

 

Ganz entscheidend für den überwältigenden Erfolg der SSRIs war die von Anfang an verfolgte Strategie, depressive Erkrankungen auf einen einfachen biologischen Mechanismus zu reduzieren. In aufwändigen Aufklärungskampagnen verbreitete die pharmazeutische Industrie noch bis vor kurzem eine simple und eingängige Botschaft: Depression ist eine Störung der Neurotransmitter-Systeme, insbesondere ein Serotoninmangel im Gehirn. […]

 

Erstaunlicherweise gibt es aber überhaupt keine wissenschaftlichen Studien, die diese Hypothese auch nur halbwegs überzeugend belegen könnten. In keiner einzigen Untersuchung wurde bis heute nachgewiesen, dass Veränderungen im Serotoninsystem bei irgendeiner psychischen Störung ätiopathogenetisch bedeutsam sind, während eine ganze Reihe von Studien das Gegenteil gezeigt hat. 

 

Auch die Medien haben viel dazu beigetragen, dass sich die Meinung etablieren konnte, bei der Neurotransmitterhypothese der Depression handle es sich um eine eindeutig bewiesene medizinische Tatsache. Die amerikanischen Wissenschaftler Jonathan Leo und Jeffrey Lacasse haben sich dieses Phänomen genauer angeschaut. Wann immer sie einer entsprechenden Medienmittteilung begegnet sind, haben Leo und Lacasse den Verfasser des Berichts sowie den verantwortlichen Redakteur der Zeitung kontaktiert und gebeten, doch bitte die wissenschaftlichen Evidenzen zu nennen, auf die sie sich in ihrem Artikel beziehen. Zurück kam – nichts. Keiner der Autoren konnte auch nur eine einzige wissenschaftliche Studie oder einen Expertenkonsens zitieren, welche ihre Behauptung belegt, psychische Störungen seien Störungen des Neurotransmittergleichgewichts. […]

 

Psychiater Allen Frances hat […] an einer Konferenz in Berlin ein ernüchterndes Fazit zur biochemischen Hypothesen psychischer Störungen gezogen: „Unsere Neurotransmitter-Theorien sind nicht viel weiter als die Säfte Lehre der Griechen“

 

 

Felix Hasler, Neuromythologie, transcript

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Das „zerbrochene Gehirn“? https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/das-zerbrochene-gehirn/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/das-zerbrochene-gehirn/#respond Sat, 27 Apr 2019 16:00:20 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5140

In der modernen Psychiatrie der letzten Jahre wurden sowohl die mentalen als auch die psychosozialen Faktoren psychischer Störungen zunehmend abgewertet und durch eine radikal auf Biologie reduzierte Sichtweise ersetzt. Der Psychologe Hennric Jokeit und die Journalistin Ewa Hess haben es in ihrem Essay „Neurokapitalismus“ auf den Punkt gebracht: „Depressionen und Angst werden jetzt im synaptischen Spalt zwischen Neuronen verortet und genau dort behandelt“. Auch wenn der Ursprung einer psychischen Malaise im Sozialen liegt – trostlose Kindheit, verkorkste Beziehungen, Mobbing am Arbeitsplatz – therapiert wird vor allem die Biologie. Früher waren Familie oder Umwelt an allem Schuld. Heute ist es das Gehirn.

 

Zugegebenermassen ist es einfacher und vor allem praktikabler, Medikamente zu verabreichen, als eine unbefriedigende Arbeitssituation aufzulösen oder einen zermürbenden Scheidungskrieg zu befrieden. […]

 

Ein paar Jahre nach Erscheinen des DSM-III (1980) hat Yale-Psychiater Mark Gold die neue Sichtweise in seinem Buch „The Good News About Depression“ in einem griffigen Ausdruck zusammengefasst: „Wir nennen unsere Wissenschaft „Biopsychiatrie“ die neue Medizin des Geistes.“ Die Psychiatrie hat sich den weissen Kittel der Mediziner angezogen und wurde von nun an auch in der Öffentlichkeit als wissenschaftliche Disziplin wahrgenommen. […]

 

Aber schon damals wurde über die Willkürlichkeit von Krankheitsdefinitionen und Diagnosekriterien heftig gestritten. So hielt Theodore Blau, damaliger Präsident der amerikanischen Psychologenvereinigung, das DSM III mehr für ein „politisches Positionspapier der American Psychiatric Association als für ein wissenschaftlich fundiertes Klassifikationssystem“. Wohl nicht ganz zu Unrecht, schliesslich war es mit der Wissenschaftlichkeit wirklich nicht weit her. Über die einzelnen psychiatrischen Krankheiten und ihre Symptome haben die APA-Psychiater nämlich ganz einfach abgestimmt: Heben sie die Hand liebe Kollegen, wenn sie der Meinung sind, das Symptom AB gehört zur Krankheit XY. Schwer vorstellbar, dass bei einer Versammlung von Diabetologen darüber abgestimmt wird, ob man einen neuen Typ von Zuckerkrankheit einführen soll, oder dass Astronomen darüber abstimmen, ob es schwarze Löcher gibt. […]

 

Für eine weite Verbreitung des biologischen Konzepts der Psychiatrie sorgte 1984 Nancy Andreasens Bestsellerbuch: „Das zerbrochene Gehirn“. Angepriesen wurde das Buch der amerikanischen Star-Psychiaterin als die „erste umfassende Darstellung der biomedizinischen Revolution in der Diagnose und Behandlung von psychischen Krankheiten.“ „Das zerbrochene Gehirn“ verkündete die neue Marschrichtung der Psychiatrie geradezu programmatisch: „Die wichtigsten psychiatrischen Störungen sind Krankheiten. Sie sollten als medizinische Krankheiten betrachtet werden, genauso wie Diabetes, Herzkrankheiten und Krebs“.
Schon in Andreasens Buch zeigte sich allerdings das Grundproblem, das auch heute, fast 30 Jahre später, nicht gelöst ist. Nämlich, dass die Hirnforschung mit all ihren hoch technisierten Untersuchungsmethoden gar nicht zeigen konnte, ob – und vor allem nicht wo – das Gehirn denn bei psychischen Störungen überhaupt „zerbrochen“ ist. […]


Die spezifischen biologischen Charakteristika psychiatrischer Störungen liegen noch immer völlig im Dunkeln.
Bezeichnender Weise gibt es bis auf den heutigen Tag auch kein einziges biologisches Diagnoseverfahren – für keine einzige psychische Störung.[…]

 

Weder mit Gentests, noch mit klinischen-chemischen Untersuchungen, noch mit bildgebenden Verfahren gelingt es, Normalität von Depression, Manie oder Schizophrenie zu unterscheiden. Mit diesen Untersuchungsmethoden können nur hirnorganische Ursachen erkannt werden – beispielsweise ein Hirntumor, der möglicherweise einer Persönlichkeitsveränderung zugrunde liegt. Wie eh und je werden heute psychiatrische Diagnosen durch klinische Beobachtung, Gespräche mit Patienten und Angehörigen und dem Ausfüllen von Fragebögen gestellt.

 

Felix Hasler, Neuromythologie, transcript

 

 

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Selbstheilungskräfte und Psychiatrie https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/selbstheilungskraefte-und-psychiatrie/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/selbstheilungskraefte-und-psychiatrie/#respond Sat, 27 Apr 2019 14:14:33 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5306

Es mag den Besucher, die Besucherin vielleicht erstaunen, dass auf diesem Portal ein Buch vorgestellt wird in welchem es auf den ersten Blick um den Umgang mit Krebserkrankung geht. Auf den zweiten Blick geht es in meinem Empfinden aber um das Menschsein an und für sich, um das Menschsein mit all seinen Facetten. Das Thema „Selbstheilungskräfte“ begegnet mir bei der Arbeit im psychiatrischen Bereich so gut wie nie. Das Buch von Josef Ulrich hat mich tief berührt und etwas in mir zum Anklingen gebracht, was ich, gerade im Hinblick auf die Psychiatrie, verloren glaubte: Hoffnung.

 

Es erfüllt mich daher mit grosser Freude, dass Streifzüge aus dem Buch „Selbstheilungskräfte“ in Form von gekürzten Beiträgen ihren Weg auf dieses Portal gefunden haben. Da die einzelnen Themen aufeinander aufbauen, kann es Sinn machen, die Beiträge der Reihe nach zu lesen, und wie erwähnt: es sind Streifzüge, dass Buch selber hat 250 Seiten. Das Vorwort zu der 4. Auflage liegt in ungekürzter Fassung vor. Ich bedanke mich herzlich bei Josef Ulrich für sein Werk, welches wie er sagt: „Mir durch alle Menschen mit denen ich sein durfte, geschenkt wurde“. Vielen Dank auch für seine Offenheit dafür, dass das Buch hier vorgestellt werden darf.

 

Brigitte Zürcher

 

 

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Verlust der Empathiefähigkeit durch Antidepressiva? https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/verlust-der-empathiefaehigkeit/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/verlust-der-empathiefaehigkeit/#respond Fri, 26 Apr 2019 16:52:48 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5371

Angesichts der wissenschaftlich mehr als zweifelhaften Datenlage bei den Antidepressiva drängt sich die Frage auf, mit welcher Begründung die Vielzahl von unangenehmen bis potenziell lebensbedrohlichen Nebenwirkungen von Antidepressiva denn überhaupt in Kauf genommen werden sollen, wenn offensichtlich kaum eine echte pharmakologisch bedingte antidepressive Wirkung nachzuweisen ist. Wie lang die Liste an möglichen Nebenwirkungen ist, zeigt der Blick auf den Beipackzettel.

 

Auch Forscher der McGill University in Montreal haben sich schon gewundert: „Vor 25 Jahren wäre den meisten Leuten die Vorstellung, täglich ein Medikament einzunehmen, das die globale Hirnchemie verändert, wie ein Science Fiction Alptraum vorgekommen. Sicher wäre bei vielen Menschen Bedenken darüber aufgekommen, was dies mit ihnen und ihrer Psyche anstellt. Wie kann es sein, dass diese natürliche Sorge verschwunden ist?“ […] die Forscher führen weiter aus, dass durch SSRIs womöglich sogar die grundsätzliche Liebesfähigkeit des Menschen herabgesetzt wird. Die Autoren Ian Gold und Lauren Olin argumentieren, dass SSRIs über indirekte Mechanismen auch biochemische Veränderungen in den dopaminergen Belohnungszentern des Gehirns verursachen würden. Und spekulieren, dass die neuronalen Veränderungen mit der Zeit zu einer Affektverflachung und zu einem Verlust der Empathiefähigkeit führen könnten. Dies ist bislang zwar nur eine Hypothese. Wie mir scheint, allerdings eine besonders beunruhigende.

 

Felix Hasler, Neuromythologie,transcript

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Vorwort zum Buch: „Selbstheilungskräfte“ von Josef Ulrich https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/erkenne-an-du-bist-ein-mensch-der-bewusstsein-bildet-und-sich-entwickelt-und-keine-maschine-die-repariert-werden-muss/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/erkenne-an-du-bist-ein-mensch-der-bewusstsein-bildet-und-sich-entwickelt-und-keine-maschine-die-repariert-werden-muss/#respond Fri, 26 Apr 2019 15:24:56 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5313

Heilung ist immer Geschenk und Gnade, sie ist nicht machbar, nicht erzwingbar, jedoch in ihrem Entwicklungsweg unterstützbar. Wie bereits berichtet, erkranken in Deutschland jährlich etwa 500.000 Menschen neu an Krebs, und etwa zwei Drittel der erkrankten Frauen und über 50 % der erkrankten Männer überleben. Es gibt Kräfte in uns, die ein Weiterleben ermöglichen.

1997 in Heidelberg und 2017 in Hamburg fand jeweils ein Kongress Salutogenese bei Krebs statt. Die Aufmerksamkeit für unerwartet gute Krankheitsverläufe sowie für nicht möglich gehaltene Heilungen hat sich in den letzten zwanzig Jahren vergrößert. Wo 1997 oftmals noch Abwertung waltete und man belächelt wurde, sind heute Achtung, Respekt und sogar Interesse gewachsen

Die Bereitschaft, aus den existierenden Heilungen zu lernen und neue Erkenntnisse über die Fähigkeit des Immunsystems zu gewinnen, hat zu neuen Ansätzen und Heilmittelentwicklungen in der Krebstherapie geführt. Die Fähigkeit des Körpers, Heilungsprozesse zu initiieren, auch bei Krebs, wird mehr und mehr wahrgenommen.

Veränderungen der Lebensweise und des Verhaltens hin zur gesunden Leibbildung kommen aus einer Entwicklung des Bewusstseins. Die Anerkennung der gewordenen Umstände und die Anerkennung, dass alles Gewordene aus einem Werden, einem Entstehungsprozess gebildet ist, hilft uns weiter. Spalten wir das Werden des Lebens ab und konzentrieren wir uns explizit auf das Gewordene, ohne das dahinter stehende Werden mit erspüren zu wollen, werden nachhaltige Heilungsprozesse sehr schwer hervorgebracht werden können. Der Mensch ist mehr als ein biochemischer Prozess!

Manch einer mag sich schon gedacht haben: »Mein Verhalten hat meine Haltung hervorgebracht«, und »Mein Verhalten wiederum gründet sich auf viele Erfahrungen meines Lebensweges. Wie kann ich mich für neue Erfahrungen öffnen?«

Schmerzen oder der persönliche Supergau der Lebenskrise, ein Zusammenbruch oder eine lebensbedrohliche Krankheit können mich für neue Erfahrungen öffnen. Die Krise vermag mich zu einem Stopp, zu dem Ende des gewohnten Verhaltens zu führen. Die konstruierte Wirklichkeit oder mein Beschönigen der Umstände, mein Zurechtlegen und Abspalten sind dann an einer Grenze angelangt, an der ich sie nicht mehr aufrechterhalten kann. Die Wirklichkeit drängt sich mir mit einer solchen Unausweichlichkeit auf, dass sie plötzlich wahrgenommen wird. Meine konzentrierte Fokussierung auf einen Bereich ist nicht mehr möglich.

Plötzlich wird mir eindeutig, ohne jeden Zweifel klar: Das bisherige Verhalten, meine Gewohnheiten, meine Sichtweisen, meine Muster haben keine gesunde Entwicklung hervorgebracht! Ein Umdenken, eine andere innere Haltung will erworben werden. 

Ein neues Bewusstsein erwacht. Der Mut zu Neuem kann aus der absoluten Gewissheit, dass ich mit einem »Weiter so!« Selbstsabotage betreibe und mein Ende vor Augen sehe, entfacht werden. Eine Lichtkraft in mir kann die »Schein-« und »Täuschungsprogramme« auflösen.

Nachdem wir die Situation wahrgenommen, erkannt und anerkannt haben, steht eine Entscheidung an: für oder gegen das Leben. Und dann steht an, dass wir um Hilfe bitten, uns für Hilfe öffnen und loslassen von Haltungen wie: »Ich muss alles alleine schaffen, es gibt nur einen Weg und das ist der, den ich mir zurechtgelegt habe.« 

Die Erkenntnis, bewusst Mitgestalter auf dem Weg der Heilung sein zu können, Zusammenhänge in den Lebensentwicklungen zu verstehen und in den daraus sich ergebenden inneren und äußeren Veränderungen Sinnhaftigkeit zu entdecken, all dies können wir ohne Begegnungen, ohne Entwicklungswege nur schwer erlangen und lebendig halten. Es gibt Lebensumstände, die uns auf diesem Weg unterstützen. 

Eine über das Symptommanagement hinaus auf Heilungsprozesse hin orientierte Medizin wird Umstände kreieren, in der der Mensch keine Ware, kein Objekt der Wirtschaft mehr ist, die letztlich chronisch pathologisierend wirken kann. Sie wird dem mit einer Krankheit herausgeforderten Menschen ein Umfeld anbieten, in dem er sich selbst wieder in liebevoller Haltung zu begegnen lernt, sich mit Wärme erzeugender Begeisterung erfüllt, sich neu mit seinem Leib verbinden kann. 

Eine Medizin, die dem Menschen, seinem Wesen und seiner Würde Respekt zollt, die ihn als eine Individualität anerkennt und nachhaltige Heilung anstrebt, benötigt ein besonderes Ambiente, geschützte Erfahrungs-, Erkenntnis- und Entwicklungsräume für die betroffenen Menschen, »Ateliers der Liebe«, wo sie sich sicher und geborgen fühlen und wo sie »sie selbst« sein dürfen. Es sind ebenso Räume der Begegnung in der Gemeinschaft, der Verbundenheit, des einander Stützens, Begleitens und Förderns auf dem individuellen Weg der Heilung.

Haben wir diese Räume zur Verfügung, kann sich etwas Wunderbares ereignen. Mitfühlende Verbundenheit unter den Betroffenen, gegenseitige Wertschätzung in allem Eigensein und im Umgang mit der Herausforderung Krankheit können das Heilungspotenzial der Gemeinschaft erblühen lassen. Sie teilen miteinander ihre Erfahrung und die Gewissheit, aktive Mitgestalter und nicht mehr ohnmächtige und ausgelieferte Opfer der Umstände zu sein. Die Erfahrung der Selbstwirksamkeit belebt den Willen zur Gesundung und den Glauben an Heilung, sie befeuert unsere Selbstheilungskräfte.

Die therapeutische Gemeinschaft aus Betroffenen und Mitarbeitern der Klinik vermag sich gegenseitig und miteinander zu tragen. Es entstehen Verbundenheit und Freundschaften, die eine solche Substanz haben, dass sich die Menschen bis an die Grenze des Lebens und sogar darüber hinaus zu begleiten vermögen.

In der Zusammenarbeit des interdisziplinären therapeutischen Teams, das den Betroffenen mit einer dem Menschen gemäßen Medizin umgibt, wird der Mensch in seiner »Vielschichtigkeit« auf seiner biochemischen, vitalen, emotionalen und personalen Ebene wahrgenommen und in individuellen Entwicklungsprozessen unterstützt. Der Heilerwille im Team vermag trotz einer limitierten medizinischen Perspektive, trotz der aus rein medizinischer Sicht vorgestellten »Unheilbarkeit« den Raum für wünschenswerte Entwicklung offenzuhalten. Der Glaube an Heilung und der Wille zur Gesundung können sich im Betroffenen und seinem Umfeld ebenso entfalten wie die Integration von Sterben und Tod in das Leben. Eine ausschließliche Fixierung auf Heilung kann dank des Wissens der Unendlichkeit des Lebens, das heißt der Unsterblichkeit von Seele und Geist, in eine Schicksalsbejahung, in ein Vertrauen in die Führung der geistigen Welt gewandelt werden.

In einer Medizin mit Körper-Seele-Geist-Verständnis lebt die Würde des Menschen und eine Orientierung am Individuum und nicht nur am objektiven Befund. In einer menschengemäßen »Subjekt-Medizin« leben diejenigen Aspekte, die uns heute durch die Epigenetikforschung (die Veränderungen jenseits genetischer Festlegungen analysiert), die Psychoneuroimmunologie (die Wechselwirkungen von Psyche und Immunsystem untersucht) und die Salutogeneseforschung (welche die Entstehung von Gesundheit zum Inhalt hat) wissenschaftlich nachweislich manifest geworden sind. In ihrem Alltag hat sie durch ihr interdisziplinäres Konzept diese Erkenntnisse verlebendigt. Sie erkennt den faktischen, objektiven Augenblicksbefund an, ohne diesen temporär festzuschreiben. Sie sieht den Befund ebenso wie den individuellen Menschen in einer ständigen Entwicklung stehend.

Die Herausforderung Krankheit benötigt neben der bestmöglichen medizinischen Versorgung Entwicklungsräume für Körper, Seele und Geist. Hier erleben die Menschen die bedingungslose Annahme, die Wertschätzung ihrer Potenziale und nicht nur die Fixierung auf das Defizit. Gelingt ihnen der Blickwinkelwechsel von der alleinigen Herrschaft des Verstandes hin zur »Öffnung« ihres eigenen Herzens zu ihrem tiefsten Wesenskern, ihrer in ihrem Herzen verborgenen Gewissheit, geht das oft mit neuer Kraft und Lebensfreude in der Seele einher. Und sie wagen etwas, sie haben den Mut, das Horaz-Wort »Sapere aude« zu leben, oder wie Friedrich Schiller es in seinen ästhetischen Briefen übersetzt: »Erkühne dich, weise zu sein«. Sie leben ihre Stimmigkeit, ihre Melodie. 

In der therapeutischen Gemeinschaft aus Betroffenen und Begleitern, in diesem Schutz- und Entwicklungsraum kann sich heilsame menschliche Begegnung ereignen. Das Erleben von erstaunlichen, wundersamen Entwicklungen sowie die Erfahrung von Gelassenheit und Vertrauen von Mitpatienten in die Weiterentwicklung des Lebens, selbst am Ende des Lebenslaufes, verringern die Angst und fördern Mut zum Sein und Vertrauen in das Werden.

Josef Ulrich, Juli 2018

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Durch Antidepressiva bipolar? https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/durch-antidepressiva-bipolar/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/durch-antidepressiva-bipolar/#comments Thu, 25 Apr 2019 16:32:11 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5423

Häufig bekamen bipolare Patienten anfänglich die Diagnose einer unipolaren Depression gestellt und wurden typischerweise mit einem Antidepressivum behandelt. Wäre es also möglich, dass ein guter Teil der ursprünglich depressiven Patienten erst aufgrund der Behandlung mit Antidepressiva zu bipolaren Patienten geworden ist?

 

Die Zunahme bipolarer Diagnosen in unseren Tagen könnte durchaus auch damit zusammenhängen, dass ursprünglich unipolare depressive Patienten erst iatrogen durch Verschreibung von Antidepressiva zu manisch-depressiven Patienten werden. 

 

Der Direktor des Centro Lucio Bini und seine Kollegen haben den Krankheitsverlauf von 109 bipolaren Patienten mit „rapid cycling“ untersucht. Und festgestellt, dass der schnelle Wechsel zwischen Manie und Depression nur gerade in zwölf Prozent der Fälle spontan einsetzte. Bei 88 Prozent der Patienten sahen die Psychiater einen direkten Zusammenhang mit der Verabreichung von Antidepressiva oder anderen Medikamenten. Einmal angestossen, entwickelt sich das „rapid cycling“ rasch zu einem chronischen Verlauf mit schlechter Prognose: „Unser Befund legt nahe, dass das schnelle Umschalten, einmal etabliert, bei einem wesentlichen Teil der Patienten für viele Jahre zu einem stabilen Rhythmus wird […]“, berichten die Forscher aus Rom in ihrem Fachaufsatz von 2003.

 

Auch andere Psychiater wie Carlos Zarate von der Harvard Medical School kommen zu ernüchternden Einsichten: „Es ist möglich, dass wir als Kliniker durch unüberlegte und exzessive Langzeitverschreibung von Antidepressiva bei bipolaren Störungen zur Verschlechterung des Krankheitsverlaufs beigetragen haben.“

 

Frederick Goodwin, ein Experte auf dem Gebiet der bipolaren Störungen, erklärte seinen Kollegen, dass sich das Krankheitsbild in den letzten 20 Jahren stark gewandelt hätte. Die Patienten hätten schnellere Zyklen als früher, mehr gemischte manische und depressive Zustände und viel häufiger würde Lithium zur Affektstabilisierung nicht mehr funktionieren. Goodwin liefert auch gleich eine mögliche Erklärung: „Ich glaube, der wichtigste Faktor ist, dass die meisten Patienten mit der bipolaren Erkrankung ein Antidepressivum bekommen, bevor sie mit einem mood stabilizer behandelt werden.“

 

Und auch mit den Evidenzen für den sinnvollen Einsatz von Antipsychotika bei bipolaren Störungen sei es nicht weit her, führte Goodwin im Verlauf der zunehmend aus dem Ruder laufenden Diskussion aus. Die pharma-gesponserten Studien, die zeigten, dass bipolare Patienten hohe Rückfallraten hätten, wenn die Antipsychotika abgesetzt werden, seien geradezu „dazu konstruiert worden, Rückfälle zu erzielen.“ Offiziell wurden diese Studien aber als Beleg dafür gewertet, dass bipolare Patienten langfristig auf eine Therapie mit Antipsychotika angewiesen sind. Gemäss Goodwin seien diese Studien aber kein Beweis dafür, dass das Medikament notwendig sei, sondern ein Beweis dafür, dass es zu einem Rückfall komme, wenn die Chemie eines Gehirns abrupt verändert wird, das sich an ein Medikament gewöhnt hat. 50 Jahre nach dem Auftauchen der Antidepressiva wisse man eigentlich immer noch nicht, wie man bipolare Störungen behandeln solle, fügte ein anderer Diskussionsteilnehmer hinzu. Das passende Schlussfazit der hitzigen Diskussion inklusive Ausbuhen und gehässigen Zwischenrufen lieferte dann Nassir Ghaemi, Psychiater am Tufts Medical Hospital: „Können sich fünfzigtausend Psychiater irren? Ich glaube die Antwort ist: ja, wahrscheinlich.“

 

Felix Hasler, Neuromythologie, transcript

 

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Die dreifache Beziehung https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/die-dreifache-beziehung-unterseite-v-selbstheilungskraeften/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/die-dreifache-beziehung-unterseite-v-selbstheilungskraeften/#respond Thu, 25 Apr 2019 09:24:55 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5160

1982 arbeitete ich in einer Schweizer Klinik, die auf Krebspatienten spezialisiert ist. Am Sonntagmorgen schaltete ich zufälligerweise in meinem Praktikantenkämmerlein das Radio ein und traf auf eine Radiopredigt.

 

An diesem Sonntag war in der Schweiz der Tag der Kranken, und so sprach der Prediger über Krankheit. Er verglich die Zeit der Krankheit des Menschen mit der Zeit des Neustimmens eines Instrumentes. So sagte er, dass der Mensch in der Zeit der Krankheit die Möglichkeit habe, sich selbst neu zu stimmen.

 

Er führte dies weiter aus, indem er erklärte, dass jeder Mensch quasi in einer dreifachen Beziehung lebe.
Jeder Mensch habe eine Beziehung zu sich selbst. Jeder Mensch habe eine Beziehung zu den Mitmenschen und der Natur. Und jeder Mensch habe eine Beziehung zum Himmel, zum Universum, zu Gott. So gesehen lebe jeder Mensch in einer Dreierbeziehung. Die Frage sei nun: Wie lebt er in dieser Dreierbeziehung? Hat er die drei Beziehungen ausbalanciert?

 

In den letzten dreissig Jahren ist mir dieses Bild der Dreierbeziehung in verschiedenen Variationen immer wieder neu begegnet. Und immer wieder fügte das Leben eine neue Einsicht, eine neue Erkenntnis, eine neue wissenschaftliche Entdeckung hinzu, und so hat es sich mehr und mehr mit Leben gefüllt.


Vielleicht können Sie schon ahnen, wie das Leben, die Qualität des Lebens in diesen drei Feldern innig miteinander verbunden ist mit der Entfaltung Ihrer Heilungspotenziale. Auf dem Weg der Gesundung will dieser dreifache Dialog bewusst kultiviert werden, indem wir uns immer wieder für neue Erfahrungen öffnen.


Was meinen Sie, in welchem Feld mag dieser dreifache Dialog für Sie wohl beginnen?

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

 

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Sich nicht ausgeliefert fühlen https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/sich-nicht-ausgeliefert-fuehlen-unterseite-v-selbstheilungskraeften/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/sich-nicht-ausgeliefert-fuehlen-unterseite-v-selbstheilungskraeften/#respond Thu, 25 Apr 2019 07:24:40 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5167

Der Medizinethiker Professor Giovanni Maio stellt der zunehmenden Technisierung und Ökonomisierung der Medizin das positive Bild einer Begleitung von Patienten entgegen, bei welcher der Mensch lernt, „so mit seiner Krankheit umzugehen, dass er das Gefühl bekommt, ihr nicht restlos ausgeliefert zu sein. In der modernen Medizin werden die Patienten angehalten, gegen die Krankheit zu kämpfen, und sie versteifen sich oft darauf, sie unbedingt besiegen zu wollen. Wenn dies aber nicht gelingt, dann resignieren sie.

 

Stattdessen müsste man sie von Anfang an anleiten, die Krankheit als Teil der eigenen Biografie zu akzeptieren, so dass sie auch lernen, nicht nur gegen sie, sondern auch mit ihr zu leben. […]

 

Der moderne Mensch glaubt, er sei nur dann gesund, wenn er absolut leistungsfähig bleibt. Ich finde aber, dass jeder Mensch auch im Angesicht einer Läsion gesund werden kann, und zwar dann, wenn er lernt, einen guten Umgang mit seiner Krankheit zu finden. Gesundsein heisst, einen kreativen Umgang mit den Grenzen des Könnens zu entwickeln. Daher hat Gesundheit sehr viel mit der inneren Einstellung zu tun […]“

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

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Zeit des Erwachens https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/zeit-des-erwachens-unterseite-v-selbstheilungskraeften/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/zeit-des-erwachens-unterseite-v-selbstheilungskraeften/#respond Thu, 25 Apr 2019 06:24:55 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5171

Viele Menschen betrachten nicht nur die Welt, sondern auch ihren eigenen Körper als ein Objekt, als eine Art Maschine, und nicht wie einen lebendigen Organismus. So wird ausgebeutet und gedopt, um die Produktivität zu steigern. Doch die Konsequenzen dieser inneren Haltung treten immer unausweichlicher hervor.
Wir befinden uns in einer Zeit des Umbruchs. Gewohnheiten tragen nicht mehr und werden in Frage gestellt, ebenso wie tradierte Rollenverständnisse und Verhaltensmuster.


Mir scheint aber auch, dass wir uns einerseits in einer Zeit intensiver Betäubung und gleichzeitig in einer Zeit des Erwachens befinden. Viele Patienten haben mir von ihrem „Wissen“ erzählt, dass auch in ihrem ganz persönlichen Leben Weiterentwicklung und Wandlung anstehen. Sie sind nicht mehr bereit, Fremdbilder zu erfüllen oder extrem selektierte oder manipulierte Bilder und Berichte als die einzige Wirklichkeit hinzunehmen. Sie erleben, dass je nach Blickwinkel, je nach Philosophie eine Situation völlig kontrovers interpretiert werden kann. Wir sind inzwischen so „schlau“, dass es uns möglich ist, die Phänomene des Lebens so spezifisch auszuwählen, dass sie unsere Theorien untermauern.


Es ist unsere Glaubenshaltung, die über diesen speziellen Blickwinkel und die sich daraus ergebende individuelle Wirklichkeit bestimmt. Entscheidend für die Biografie jedes Einzelnen wird sein, was für Bewusstseinswirklichkeiten er sich erarbeitet. Die innere Biografie erhebt sich über die äussere Biografie.

 

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

 

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Getaktete Abläufe, kalte Funktionalität https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/kalte-funktionalitaet-unterseite-v-selbstheilungskraeften/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/kalte-funktionalitaet-unterseite-v-selbstheilungskraeften/#respond Thu, 25 Apr 2019 05:24:55 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5174

Ich frage mich, ob sich viele von uns nicht so verhalten, als würde ihr Körper gar nicht mehr zu ihnen gehören, als würde die Nahrung nicht zu uns gehören, als würden die Kinder nicht zu uns gehören, als würde die Erde nicht zu uns gehören. Wir haben unser Fühlen aus der Natur und aus uns selbst herausgenommen und folgen wie Roboter programmierten „Kopfkonzepten“. Wir trennen die Verantwortung für uns und die Welt ab, wir trennen unser Mitfühlen ab, tauchen ab in Vorschriften und Regeln, funktionieren in einer systemischen Moral. […]

 

In immer weiteren Kreisen der Arbeitswelt, selbst im sogenannten Gesundheitswesen, haben wir derart getaktete Abläufe geschaffen, dass der Alltag weitgehend von einer „zeitlosen“, systemischen, kalten Funktionalität geprägt wird.
Der Raum des Menschengemässen schrumpft, er wird mehr und mehr eingeschränkt in Organisationsformen, in der die Konzentration von immer mehr Aufgaben auf immer weniger Mitarbeiter zum Alltag wird.


Der Göttinger Neurobiologe Professor Gerald Hüther sprach 2010 in seinem Seminar Moderne Formen der Angstbewältigung von der Selbstfesselung, der Selbstfunktionalisierung, dem Selbstverlust und der Selbstzerstörung, die stetig zunehmen. Er berichtete, dass eine Umfrage der Zeitschrift Nature zufolge etwa ein Drittel der Wissenschaftler Psychostimulanzien einnimmt, um die Leistungsfähigkeit zu steigern und nächtelang durcharbeiten zu können.
Was ist das für ein Bild vom Menschen, das unsere Welt, unser Leben in vielen Bereichen bestimmt? Der Körper ist kein Leihwagen, den man beliebig auswechseln kann!


Was geht in unserer Gesellschaft vor sich? Wie kann es sein, dass sich solche eigentlich lebensfeindliche Mechanismen mehr oder weniger unbemerkt einschleichen? […]

 

Oft taucht der Gedanke auf: „Ein Mensch, der in solchen Systemen überleben will, muss funktionieren!“ – Nein! Es gibt Möglichkeiten, sich trotz dieser Herausforderungen nicht selbst zu verlieren, sich nicht durch das Abspalten und Betäuben der Gefühle in Pseudolösungen zu flüchten. Jeder darf sich sagen: „Ich bin ein Mensch und damit für mich selbst verantwortlich! Ich bin zugleich erschaffen worden und ein sich selbst erschaffendes Wesen. Ich selbst bin Schreiber meiner Biografie.“

 

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

 

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Bewusstseinskraft https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/bewusstseinskraft-unterseite-v-selbstheilungskraeften/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/bewusstseinskraft-unterseite-v-selbstheilungskraeften/#respond Wed, 24 Apr 2019 15:24:56 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5185

Hoffnung macht die Erfahrung, dass jeder Mensch in seinem Innersten ein Vermögen, ein Potenzial zur Verfügung hat, das nicht irritiert und nicht verunsichert werden kann. Es ist eine Bewusstseinskraft in uns, mit der wir unvoreingenommen und vorurteilsfrei, mit neugierigem Forscher-Interesse die Situation wahrnehmen, erkennen, fühlen und gestalten können.

 

Es ist eine Gewissheit in uns, die nicht anerzogen ist, die nicht von den Erfahrungen unserer Grosseltern und Eltern, von der Transgenerativität dominiert sein muss, sondern in unserem Wesen gegründet lebt. Sie ist in jedem Menschen als Potenzial anwesend! Oftmals ist sie nicht so leicht abrufbar, aber trotzdem kann der Moment kommen, in dem unverrückbar und unerschütterlich die innere Klarheit der Grenze, der Orientierung wie ein unauslöschliches Licht im Dunkel erscheint.


Wir tragen in uns das Potenzial der immer weiteren Bewusstseinsentwicklung.

 

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017 

 

 

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Der eigenverantwortliche Patient https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/der-muendige-patient-unterseite-v-selbstheilungskraeften/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/der-muendige-patient-unterseite-v-selbstheilungskraeften/#respond Tue, 23 Apr 2019 15:24:56 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5189

Blicken wir auf das Gesundheitswesen, können wir freudig erleben, dass immer häufiger der mündige Patient, der autonome Patient in Erscheinung tritt, der Transparenz und Durchlichtung des Therapiekonzeptes sucht. Er gilt vielen als unbequem und passt mit seiner Forderung nach einem individuellen Therapiekonzept häufig nicht in das System, da er die getakteten Abläufe blockiert. Ich habe den Eindruck, als würden immer häufiger Organisationsabläufe installiert, die die Beteiligten in eine „funktionalisierte“ Beziehung pressen, aber kaum Begegnung erlauben. Folgen die Verwaltungsprozesse dem naturwissenschaftlich-materialistischen Paradigma der industrialisierten Medizin, wird der Patient zum Wirtschaftsfaktor degradiert. Je kränker wir ihn „codifizieren“, desto mehr kann abgerechnet werden. Die grosse Frage in diesem System ist, ob Therapie oder heilende Entwicklungsprozesse darin noch Raum finden können. Völlig unabhängig vom jeweils bevorzugten System gibt es die Realität, dass sowohl der Patient wie auch der Mitarbeiter im Gesundheitssystem ein Mensch ist und bleibt, mit seiner Würde, die unantastbar ist und sich nicht damit vereinbaren lässt, dass er zum Objekt degradiert wird. […]

 

Der Patient mit seiner Kompetenz will Respekt und Achtung erfahren. Er will die Wertschätzung derjenigen Therapien, die ihm eine nachhaltige Lebens- und Gesundungshilfe sind und nicht nur kurzfristige Symptombeseitiger. […]

 

Viele Menschen erleben: „So wie es jetzt ist, das kann es nicht sein, das kann auf Dauer nicht zum Guten führen.“ Die Umstände, die Bedingungen sind nicht diejenigen, die individuelles Wachstum, innere Reifung und Entwicklung besonders fördern. Doch gerade den individuellen Entwicklungsimpuls trägt jeder Mensch als Wunsch im tiefsten Inneren seiner Seele.

 

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

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Ritalin und Antidepressiva – Ursache für bipolare Kinder? https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/ritalin-und-antidepressiva-ursache-fuer-bipolare-kinder/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/ritalin-und-antidepressiva-ursache-fuer-bipolare-kinder/#respond Mon, 22 Apr 2019 20:33:34 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5417

Seit den 1980er Jahren hat nicht nur die Diagnose von Depressionen und sozialer Phobie, sondern auch das Auftreten von Panikstörungen, Zwangsstörungen und dem „Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom“ (ADHS) in geradezu epidemischem Ausmass zugenommen. Auch die bipolaren Störungen haben im Verlauf der letzten Jahre mächtig zugelegt. Tendenz: weiter steigend. […] Am anfälligsten für bipolare Störungen erscheinen junge Erwachsene zu sein. Fast sechs Prozent der 18 bis 29 Jährigen erfüllten im Erhebungszeitraum 2001-2003 die Diagnosekriterien für eine manisch-depressive Erkrankung[…].

 

Was aber, wenn die seit Jahren praktizierte „konsequente“ Pharmakotherapie selbst Teil des Problems ist? Tatsächlich gibt es gute Argumente dafür, dass ein wesentlicher Teil des bipolaren Booms bei Kindern durch das Gesundheitssystem selbst verursacht ist.

 

Eine manisch-depressive Erkrankung wird bei Kindern so gut wie nie von Anfang an diagnostiziert. Gemäss einer Untersuchung des Psychiaters Gianni Faedda haben weniger als zehn Prozent der später als bipolar betrachteten Kinder und Jugendliche diese Diagnose als Erstdiagnose erhalten. Bis 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit einer bipolaren Störung hätten auch ein ADHS, so schätzten Experten. Andere junge Patienten leiden gelichzeitig auch an Angst- und Zwangsstörungen. Bei verhaltensauffälligen Kindern wird in aller Regel zuerst ein ADHS oder eine (unipolare) depressive Erkrankung diagnostiziert. Diese zuerst diagnostizierten Störungen werden meist auch medikamentös behandelt, entweder mit Stimulanzien (z.B. Ritalin) oder mit Antidepressiva. Eine medizinische Praxis, die sich mit Verschreibungszahlen gut belegen lässt. So hat allein in England die Stimulanzien-Verschreibung von etwa 6000 im Jahr 1994 auf 450 000 im Jahr 2004 zugenommen. Beeindruckende 7000 Prozent in zehn Jahren. Dass Antidepressiva nicht nur bei Erwachsenen, sondern gerade auch bei Kindern Hypomanien und Manien auslösen können, ist schon lange bekannt.

 

Unter der Auswirkung von Ritalin […] erleben die ADHS-Kinder Zustände voller Energie, geschärfter Konzentration und gesteigerter Wachheit. Auch Schlafstörungen, Angst und hypomanisches oder aggressives Verhalten kommen vor. Lässt die Ritalin- Wirkung nach, kommt es zu Müdigkeit, Apathie und sozialem Rückzug. Viele Eltern kennen diese „Ritalin-crash“. Kinder auf Ritalin, so scheint es werden ein wenig bipolar. Bei einer beträchtlichen Anzahl von Kindern und Jugendlichen, so scheint es, wird eine bipolare Störung also erst iatrogen durch die Verschreibung von Stimulanzien und Antidepressiva ausgelöst.

 

Wie der Wissenschaftsjournalist Robert Whitaker in seinem Buch „Anatomie einer Epidemie“ ausführt, leiden Kinder mit medikamentös induzierter bipolarer Störung besonders häufig an schweren Verlaufsformen der Erkrankung. Dies äussert sich insbesondere darin, dass die Stimmung in rascher Folge zwischen depressiven und manischen Polen hin- und herpendelt. […] Besonders bipolare Patienten mit schnell wechselnder Stimmungslage haben aber schlechte Prognosen und tendieren dazu, in ihrer Krankheit zu chronifizieren. Eine echte Heilung ist dann häufig nicht mehr möglich und in vielen Fällen werden jugendliche bipolare Patienten zu Invalidenrenten-Beziehern.

 

 

Felix Hasler, Neuromythologie, transcript

 

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Video Psychopharmaka: Tod auf Rezept https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/video-psychopharmaka-tod-auf-rezept/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/video-psychopharmaka-tod-auf-rezept/#respond Mon, 22 Apr 2019 16:55:26 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5360

Der Filmbeitrag zeigt Fälle drastischer Nebenwirkungen von Psychopharmaka, die bei manchen Patienten Gewaltausbrüche bis hin zu Mord und Selbstmord auslösen. Bericht aus der Sendung „Scobel“ 3Sat, von Donnerstag 10.März 2016:

https://www.youtube.com/watch?v=NBQT9dWh4Ds

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Mit dem Herzen schauen https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/mit-dem-herzen-schauen-unterseite-v-selbstheilungskraeften/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/mit-dem-herzen-schauen-unterseite-v-selbstheilungskraeften/#respond Mon, 22 Apr 2019 15:24:56 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5194

So wichtig das Gehirn auch ist, seine Anweisungen bekommt es vom Herzen. Das Herz erzeugt das stärkste elektrische Feld in unserem Körper, hundertmal stärker als das des Gehirns. Es erzeugt das stärkste magnetische Feld in unserem Körper, 5000-mal stärker als das des Gehirns. Wir leben in einer Welt der elektrischen und magnetischen Felder. Die moderne Forschung zeigt uns, dass das menschliche Herz energetisch mit allem verbunden ist, was in der physischen Realität existiert. […]


Am kalifornischen HearthMath-Institute wird seit über zwanzig Jahren die Intelligenz des Herzen erforscht. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass das Herz eine eigene Intelligenz hat, die dem Gehirn überlegen ist. Indigene Völker vertrauen dem Herzen schon seit Langem mehr als dem Kopf und nutzen es ganz selbstverständlich für ihre Wahrnehmungen.

 

Wenn wir das Wesentliche erkennen möchten, dann sollten wir nicht nur mit den wachen, wissenschaftlichen Augen studieren, sondern wir sollten auch mit dem Herzen schauen. 

 

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

 

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Warum der Körper oft die Brücke zum Gefühl ist. https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/verstand-oder-gefuehl/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/verstand-oder-gefuehl/#respond Mon, 22 Apr 2019 15:24:39 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5486

Ich erlebe ab und zu Menschen welche sich aufgrund ihrer Therapie- oder Psychiatrieerfahrung verbal sehr gekonnt und reflektiert über ihre Probleme und ihre Gefühle äussern können. Anfangs war ich dann jeweils überrascht, wie wenig diesen Menschen das ganze Wissen zu helfen scheint sobald sie wieder mit ähnlich belastenden Situationen konfrontiert werden. Es genügt ein Reiz (das kann ein Geruch, ein Musikstück, eine Begegnung etc. sein) welcher einen inneren Schmerz, eine nicht verarbeitete Erinnerung wachruft und dann sind auf einmal all ihre Erkenntnisse weg. Warum ist das so? Eine von vielen möglichen Antworten kann die Existenz von zwei grossen Teilbereichen des Gehirns sein:

 

„Im Innersten, ganz in der Mitte, befindet sich das uralte Gehirn, das uns und allen Säugetieren, in gewissen Teilen auch den Reptilien, gemeinsam ist. Dies ist die erste Schicht, die im Verlauf der Evolution abgelagert wurde. Der grosse französische Neurologe des 19. Jahrhunderts, Paul Broca, der sie als Erster beschrieb, gab ihr den Namen „limbisches“ Gehirn. Um dieses limbische Gehirn herum hat sich im Verlauf von Jahrmillionen der Evolution eine jüngere Schicht gebildet, das „neue“ Gehirn oder der „Neokortex“[…] In den Augen Damasios (Neurologe) ist das psychische Leben das Ergebnis eines fortwährenden Versuchs einer Symbiose zwischen den beiden Gehirnen. Auf der einen Seite ein kognitives Gehirn: bewusst, rational und der Aussenwelt zugewandt. Andererseits ein emotionales Gehirn: unbewusst, zuvorderst aufs Überleben bedacht und vor allem: in engem Kontakt mit dem Körper. Diese beiden Gehirne sind relativ unabhängig voneinander und beeinflussen jedes auf sehr unterschiedliche Weise unsere Lebenserfahrungen sowie unser Verhalten.“ (Servan-Schreiber, 2006: 33,34) 

 

Da, dass emotionale Gehirn einen so engen Kontakt zum Körper hat, könnte das eine Erklärung dafür sein, dass man alleine über die Sprache oft nicht an die tieferen Gefühle herankommt. Das beschreibt folgendes Beispiel:

 

„Nach zwei Jahren Analyse verstand Marianne ihr Problem sehr genau. […] Da sie ständig auf ihre Gedanken und die Sprache fixiert war, hatte sie, wie ihr jetzt klar wurde, auf der Couch nie geweint. Zu ihrer grossen Überraschung hatte sie ausgerechnet bei einer Masseurin […] plötzlich zu ihren Gefühlen zurück gefunden. Dabei lag sie auf dem Rücken, und die Masseurin behandelte behutsam den Bauch. Als sie nahe an einen ganz bestimmten Punkt unterhalb des Nabels kam, spürte Marianne, wie ein Schluchzer in ihr aufstieg. […] Dieses Gefühl, das sie lange in ihrem Kopf gesucht hatte, war stets da gewesen, versteckt in ihrem Körper. […]“(Servan-Schreiber, 2006: 36,37) 

 

An der Universität Yale konnte ein Team beweisen, dass das emotionale Gehirn über die Fähigkeit verfügt, den präfontalen Kortex, den am höchsten entwickelten Bereich des kognitiven Gehirns, einfach „abzuschalten“. Unter Einwirkung von Stress ist also der präfontale Kortex nicht mehr handlungsfähig (vgl. Servan-Schreiber, 2006: 41). Das könnte eine mögliche Erklärung dafür sein, dass all das „Kopf-Wissen“ in der jeweiligen belastenden Situation nicht mehr abrufbar ist.

 

So wie ich es verstehe, kann dieses „Abschalten“ oder „Abtrennen“ vom kognitiven und emotionalen Gehirn ein möglicher Grund dafür sein, dass wir innerlich nicht mehr im Gleichgewicht sind.

 

„Durch die Trennung von Denk- und Gefühlsapparat können wir die Fähigkeit verlieren, die kleinen Alarmsignale unseres limbischen Systems wahrzunehmen. Ständig finden wir tausend Gründe, nicht aus einer Ehe oder einem Beruf auszubrechen, unter denen wir in Wirklichkeit leiden, weil wir tagtäglich unseren innersten Werten Gewalt antun. Doch die Verzweiflung verschwindet keinesfalls dadurch, dass wir vor der ihr zu Grunde liegenden Bedrängnis die Augen verschliessen. Da der Körper das wichtigste Betätigungsfeld des emotionalen Gehirns ist, äussert diese ausweglose Situation sich in körperlichen Problemen. Die Symptome sind die klassischen Stresskrankheiten: unerklärliche Müdigkeit, Bluthochdruck, Erkältungen, Herzkrankheiten, Magen-/Darmbeschwerden und Hautprobleme. Forscher in Berkeley sind sogar der Ansicht, nicht die emotionalen Gefühle als solche, sondern ihre Unterdrückung durch das Denken belaste unser Herz und Arterien.“ (Servan-Schreiber, 2006: 45)

 

Dass das Unterdrücken von Gefühlen nicht heilsam ist, ist allgemein bekannt, dass aber die Brücke zu diesen Gefühlen der Körper sein kann, geht in meiner Wahrnehmung oft vergessen.

 

Es wird davon ausgegangen, dass in jenen Momenten, in welchen das kognitive- und emotionale Gehirn miteinander im Einklang sind, sich der Mensch wohl fühlt, was sich physisch in einem Lächeln ausdrücken kann. (vgl. Servan-Schreiber, 2006: 46)

 

Brigitte Zürcher

 

Zitate aus: David Servan-Schreiber, Die Neue Medizin der Emotionen, Goldmann, 2006

 

 

 

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Beziehung zu sich selbst https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/beziehung-zu-sich-selbst-unterseite-v-selbstheilungskraeften/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/beziehung-zu-sich-selbst-unterseite-v-selbstheilungskraeften/#respond Sun, 21 Apr 2019 15:24:40 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5182

Ein Wirksamkeitsfaktor mit einem oft unterschätzten ganz besonderen Potenzial ist die Beziehung des Patienten zu sich selbst. Leider entzieht sich diese oft unserem unmittelbaren Blickfeld, doch im Herzen können wir manchmal ahnend fragen: Wie wirke, bilde, gestalte ich in mich selbst hinein? Wie bin sich selbstwirksam tätig? Wie gestalten mich meine Gedanken, Gefühle und Taten? Wie kann ich mein Potential der Selbstwirksamkeit erkennen und nutzen?


Sich diesen Fragen bewusst zu werden verlangt Zeit und Ruhe für Selbstbegegnung, Selbstwahrnehmung und für Selbsterkenntnis. […]

 

Wenn ich alles immer so weitermache wie früher, könnte es dann sein, dass ich dasselbe wie früher erlebe? In der Runde unseres Seminars lebte bei dieser Frage immer ein Ja. Das bedeutet, wenn ich etwas anderes erleben möchte, dann ist es angebracht, etwas zu verändern, etwas anderes als bisher zu tun.

 

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

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Das Herz: ein wichtiges Organ für die Psyche. https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/was-das-herz-alles-kann/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/was-das-herz-alles-kann/#respond Sun, 21 Apr 2019 15:24:39 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5492

Wir kennen alle den Stich im Herzen, dann, wenn uns etwas trifft. Das Rasen des Herzens, wenn wir Angst empfinden. Auch das Hüpfen des Herzens, wenn wir uns freuen. Die meisten haben sicher auch schon die Erfahrung gemacht, wie es sich anfühlt, wenn das Herz bricht. Ein anderer Mensch kann einem aus dem Herzen sprechen oder sein Herz auf der Zunge tragen. In all diesen Wortwendungen wird deutlich, wie wichtig das Herz ist.

 

Dass Darm und Herz eigene Netzwerke von zigtausend Neuronen besitzen, und sie so etwas wie „kleine Gehirne“ im Körper sind, war mir bis anhin ehrlicherweise nicht bekannt. Und, dass diese lokalen Gehirne selber Dinge wahrnehmen, und ihre Wirkungsweise in Abhängigkeit davon verändern können und sich entsprechend ihrer Erfahrungen sogar umformen, war mir auch nicht bewusst. (vgl. Servan-Schreiber, 2006: 52) Und es geht sogar noch weiter: 

 

„[…] das Herz verfügt nicht nur über ein eigenes, halbautonomes Nervensystem, sondern ist auch eine kleine Hormonfabrik. Es sondert Adrenalin ab, das es freisetzt, wenn es seine Kapazitäten voll ausschöpfen muss. Zudem schüttet es das Hormon Noradrenalin aus, das den Blutdruck reguliert, und kontrolliert dessen Freisetzung. Und es sondert sein eigenes Oxytocin ab, das Liebeshormon. Dieses wird ins Blut freigesetzt, beispielsweise wenn eine Mutter ihr Kind stillt, wenn ein Paar sich umwirbt oder auch bei einem Orgasmus. Alle diese Hormone wirken unmittelbar auf das Gehirn ein. Zu guter Letzt lässt das Herz den gesamten Organismus an den Veränderungen in seinem ausgedehnten elektromagnetischen Feld teilhaben, das man noch in einigen Metern Entfernung vom Körper nachweisen kann, dessen Bedeutung man jedoch noch nicht kennt. Man sieht also, die Bedeutung des Herzens für die Sprache der Gefühle ist nicht nur eine Metapher. Das Herz nimmt Dinge wahr und fühlt. Und wenn es spricht, beeinflusst es die Physiologie unseres gesamten Körpers angefangen beim Gehirn. […]Die engste Bindung zwischen Herz und emotionalem Hirn ist diejenige, die vom so genannten peripheren autonomen (vegetativen) Bereich des Nervensystems hergestellt wird, der das Funktionieren all unserer Organe reguliert und sich sowohl unserem Willen als auch unserem Bewusstsein entzieht. […] Das Herz nimmt jedoch den Einfluss des zentralen Nervensystems nicht nur hin, sondern schickt auch Nervenfasern zur Schädelbasis zurück, die die Aktivität des Gehirns kontrollieren. Ausser über die Hormone, den Blutdruck und das Magnetfeld unseres Körpers kann das „kleine Gehirn“ des Herzens daher auch über direkte Nervenverbindungen auf das emotionale Gehirn einwirken. Und wenn das Herz aus den Fugen gerät, reisst es das emotionale Gehirn mit.“ (Servan-Schreiber, 2006: 52 – 56)

 

Der Umkehrschluss, der aus diesem Wissen hervor geht ist, dass, wenn ich auf mein Herz höre im wahrsten körperlichen Sinn – dies auch einen Einfluss auf mein psychisches Befinden hat. Oft konzentrieren wir uns aber genau dann, wenn es wichtig wäre mit unserer Aufmerksamkeit beim Herzen zu bleiben auf „den Kopf“. Helfen, mit der Aufmerksamkeit beim Herzen zu bleiben, können folgende drei Schritte:

 

1. Schritt: die Aufmerksamkeit nach Innen lenken. Am besten gelingt dies, indem man als erstes zweimal langsam und tief einatmet.


2. Schritt: die Aufmerksamkeit gezielt auf die Herzgegend richten.


3. Schritt: sich mit dem Empfinden von Wärme und Ausdehnung im Herzbereich vertraut machen. Dem eigenen Herzen mit Wärme, Zuneigung, Verständnis und Dankbarkeit begegnen.

(vgl. Servan-Schreiber, 2006: 71)

 

Wer mehr über diese sogenannte „Herzkohärenz“ erfahren möchte, findet im Internet viele Beiträge dazu. Zum Abschluss hier noch die Schilderung eines Wechselspiels:

 

„Wie Forscher des HeartMath Institute in einer im American of Cardiology veröffentlichen Studie zeigten, genügt schon die Erinnerung an ein angenehmes Gefühl oder auch nur eine gedachte Szene, um sehr schnell einen Übergang von einem chaotischen Herzschlag zur Kohärenz auszulösen. Dies wirkt sich rasch auf das emotionale Gehirn aus, dem diese Stabilität signalisiert, dass physiologisch alles in Ordnung ist. Das emotionale Gehirn wiederum reagiert auf diese Botschaft, indem es die Kohärenz des Herzschlags verstärkt.“ (Servan-Schreiber, 2006: 73)

 

Brigitte Zürcher

 

Zitate aus: David Servan-Schreiber, Die Neue Medizin der Emotionen, Goldmann, 2006

 

 

 

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Selbstliebe https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/selbstliebe-unterseite-von-selbstheilungskraeften/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/selbstliebe-unterseite-von-selbstheilungskraeften/#respond Sat, 20 Apr 2019 15:24:40 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5212

„Eigentlich habe ich für alle Anderen immer Verständnis, aber mit mir selber gehe ich oft sehr lieblos um…!“ 

 

Solche Bemerkungen höre ich immer wieder von Patienten. […] Können wir uns selbst als Mensch mit Fehlern und Schwächen anerkennen? Können wir anerkennen, dass jeder von uns sich auf einem Entwicklungsweg befindet?


Eine Nahtoderfahrung gewährte Anita Moorjani, deren schwere Krebserkrankung sie an den Rand des Todes führte, Einblicke in die tieferen Zusammenhänge unseres Seins. Auf ihre Heilung angesprochen, nennt sie „eines der bestgehüteten Geheimnisse unserer Zeit: Selbstliebe ist von ungeheurer Wichtigkeit. […] Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals dazu ermutigt worden zu sein, mir selbst Wertschätzung entgegenzubringen – ja, mir wäre nie auch nur der Gedanke dazu gekommen. So etwas wird im Allgemeinen als Egoismus ausgelegt. Aber meine Nahtoderfahrung liess mich erkennen, dass genau das der Schlüssel zu meiner Heilung war.“ Das bedeute auch, „dass ich mir selbst bewusst bin, wie wichtig es ist, meine Seele zu nähren, meine Bedürfnisse anzunehmen und mich nicht immer an die letzte Stelle zu setzen. Das erlaubt mir, mir allzeit treu zu bleiben und mich mit absolutem Respekt und mit Freundlichkeit und Güte zu behandeln. Auch kann ich auf diese Weise dasjenige, was sich als meine Unvollkommenheiten, Fehler und Irrtümer interpretieren liesse, urteilsfrei betrachten und darin die Gelegenheit sehen, mit bedingungsloser Liebe wahrzunehmen, zu erfahren und zu lernen.“


Die bedingungslose Selbstliebe habe ihr alle Ängste genommen. Darüber hinaus sei die Selbstliebe von enormer Wichtigkeit für die Welt. „Selbstsucht entsteht aus einem Mangel an Selbstliebe. […] Während meiner Nahtoderfahrung hatte ich das Empfinden, dass Verurteilung, Hass, Neid, Eifersucht und Angst von Menschen kommen, die ihre wahre Grösse nicht erkennen. […] Würden wir dazu ermuntert, unser wahres Wesen auszudrücken, dann wären wir meines Erachtens alle sehr liebvolle Wesen und würden unsere jeweilige Einzigartigkeit in die Welt einbringen. […] Wenn wir aufhörten, uns selbst zu verurteilen, hätten wir automatisch immer weniger das Bedürfnis, andere zu verurteilen. […] Das Universum ist in unserem Inneren enthalten, und was wir im Aussen erleben, ist nur eine Widerspiegelung dessen.“

 

Die Selbstliebe eröffnet uns das Tor zur Selbstwahrnehmung, zur Selbstannahme und Selbsterkenntnis. Diese wiederum sind die Voraussetzungen dafür, dass wir uns dazu entscheiden können, wer wir aus der Mitte unseres Herzens heraus sein wollen. Ohne die Selbstliebe fallen die Selbstwahrnehmung und die Selbsterkenntnis sehr schwer. Und ohne die Selbstliebe wird die Umsetzung der Erkenntnis, die Umsetzung der Entscheidung, wer wir sein wollen, immer wieder zu einer Selbstüberforderung und damit scheitern wir. Die Selbstliebe verurteilt uns nicht, sie gibt uns die Zeit, die wir benötigen, um gesunde Entwicklung zu ermöglichen.

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

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Den Sinn der Stimmen entdecken https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/den-sinn-der-stimmen-entdecken/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/den-sinn-der-stimmen-entdecken/#respond Sat, 20 Apr 2019 15:24:40 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5436

Stimmen hörende Menschen wollen nicht länger ausgegrenzt und nur mit Psychopharmaka „behandelt“ werden, sondern den Sinn ihrer Stimmen entdecken lernen, damit sie in Frieden mit ihnen leben können. Das NeSt (Netzwerk Stimmenhören) hat folgende Forderungen formuliert:

 

– Sehen Sie das Stimmenhören nicht nur als Symptom einer Krankheit an. Denken Sie daran, dass drei bis fünf Prozent aller Menschen Stimmen hören oder schon einmal in ihrem Leben Stimmen gehört haben. Viele von ihnen waren noch nie in der Psychiatrie und wollen ihre Stimmen auch nicht verlieren.

 

– Akzeptieren Sie unsere unterschiedlichen Erklärungsmodelle – jede Erklärung, die dabei hilft, mit den Stimmen umzugehen, ist besser als keine.

 

– Helfen Sie uns dabei zu übersetzen, was uns die Stimmen sagen wollen. Deshalb ist es wichtig zu wissen, was die Stimmen sagen, und falsch sie um jeden Preis abtöten zu wollen. Professor Marius Romme aus den Niederlanden hat schon 1991 gesagt: „Es ist sinnlos, den Boten zu töten, der die Botschaft überbringt, wenn die Botschaft die gleiche bleibt.“

 

– Helfen Sie uns dabei, die Stimmen als zu uns gehörend in unser Leben zu integrieren. Nur dann können wir Strategien zum Umgang mit ihnen entwickeln.

 

Nicht das Stimmenhören an sich muss das Problem sein, oft ist es die Unfähigkeit, mit den Stimmen umzugehen. Machen Sie uns Mut, indem Sie uns mitteilen, dass es Menschen gibt, die gelernt haben, mit den Stimmen umzugehen. Die Stimmen können sich zu einer Lebensbereicherung entwickeln, man kann lernen, sie zu erziehen, sie können in den Hintergrund rücken oder auch wieder ganz verschwinden.

 

Hannelore Klafki: Die Stimmen begleiten mein Leben

 

Peter Lehmann, Peter Stastny (Hg.), Statt Psychiatrie 2

 

 

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Aufgabe einer zukünftigen Medizin https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/aufgabe-einer-zukuenftigen-medizin-unterseite-v-selbstheilungskraeften/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/aufgabe-einer-zukuenftigen-medizin-unterseite-v-selbstheilungskraeften/#respond Fri, 19 Apr 2019 15:24:40 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5218

Der Neurobiologe Professor Gerald Hüther berichtet von folgender Erfahrung: „Im vergangenen Jahr [2013] habe ich an meiner Universität versucht, eine Vorlesungsreihe für Medizinstudenten zum Thema „Salutogenese und Selbstheilung“ anzubieten. Die für die Genehmigung solcher Lehrangebote zuständige Kommission bat mich um Geduld. Das Problem: Der Lernzielkatalog für das Medizinstudium beschreibt zwar über hundert Lernziele – sie reichen vom sachgemässen Anlegen eines Wundverbands bis zum Ausfüllen des Totenscheins -, aber Begriffe wie „Salutogenese“ oder gar „Selbstheilung“ sucht man dort vergebens. Der Erwerb von Kenntnissen über das, was einen Menschen gesund erhält, und über die im Verlauf eines Heilungsprozesses im Körper ablaufenden Reorganisationsprozesse ist als Lernziel für künftige Ärzte nicht vorgesehen.


Noch ist in den Gehirnen der meisten Mediziner, offenbar auch derjenigen, die unsere künftigen Ärzte ausbilden, die Überzeugung fest verankert, dass Menschen deshalb krank werden, weil etwas in ihrem Körper nicht ordnungsgemäss funktioniert, und dass es ihre Aufgabe sei, diesen Defekt ausfindig zu machen, zu reparieren und den Erkrankten auf diese Weise zu heilen. Wer so denkt, kann freilich mit den Erkenntnissen der Salutogenese und Selbstheilung wenig anfangen.“


Er fährt fort: „Alle lebenden Systeme, also jedes Ökosystem, jedes soziale System, jeder Organismus als körperliches System und nicht zuletzt unser eigenes Nervensystem, formen sich selbst, gestalten sich selbst und entwickeln ihre jeweiligen strukturellen und funktionellen Merkmale durch fortwährende Anpassung der Beziehungen ihrer jeweiligen Subsysteme an die Erfordernisse der sich ständig verändernden äusseren Lebenswelt. […] Und wer das verstanden hat, versteht dann auch ganz von allein, dass niemand einen anderen Menschen heilen kann, dass jede Heilung Ausdruck des gleichen, sich selbst organisierenden Prozesses, nur jetzt unter günstigeren Rahmenbedingungen, ist. So, dass es wieder „heilen“ kann. Und diesen Selbstheilungsprozess möglichst kompetent zu begleiten und unter Zuhilfenahme all dessen zu ermöglichen, was die medizinische Wissenschaft und die Medizintechnik an dazu geeigneten Verfahren und Instrumenten entwickelt haben, ist höchste ärztliche Kunst und zentrale Aufgabe einer zukünftigen Medizin.“


Es ist ganz wichtig, dass wir unsere Bewusstseinskraft in der Weise bemühen, dass uns klar wird: Auch wenn die Medizin kein Heilmittel zur Verfügung hat, das – statistisch nachgewiesen – heilen kann, gibt es trotzdem eine Fülle von Möglichkeiten, um die selbstregulierenden, die neuorganisierenden, die heilenden Kräfte in unserem Sein zu stärken.

 

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

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Schuld https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/schuld-unterseite-v-selbstheilungskraeften/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/schuld-unterseite-v-selbstheilungskraeften/#respond Thu, 18 Apr 2019 15:24:40 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5223

Wir entwickeln uns im Bewusstsein oftmals aus Fehlern und aus Schmerz. Haben wir aber entsprechend unseres damaligen Wissenstandes, unseres Bewusstseins gehandelt, dann sollten wir den Begriff der Schuld nochmals überdenken.


Unsere Taten oder unsere nicht ausgeführten Taten, alles hat immer Konsequenzen, und somit sind wir Mitgestalter an der Wirklichkeit die wir erleben. Ob oder wann der Begriff Schuld dabei angebracht ist, wann wir wirklich schuldig geworden sind, könnte damit zusammenhängen, ob die Triebfeder der Handlung Gier oder eine andere Sucht war. Es könnte damit zusammenhängen, ob wir bewusst entgegen unserer inneren Stimme, entgegen unserer eigenen Überzeugung gehandelt haben. Ganz wichtig ist es, dass wir mit dem Begriff der Schuld sehr, sehr vorsichtig umgehen sollten.
Und wir sollten uns bewusst machen, dass wir ihn nicht einsetzen sollten, wenn wir wirklich aus unserem Herzen heraus entsprechend unseres momentanen Vermögens gehandelt haben.


Was für einen Sinn ergibt sich, wenn wir sagen, dass ein Mensch entsprechend seines Vermögens, seines Bewusstseins mit seiner Lebenssituation umgegangen ist? Es ergibt sich daraus, dass wir anerkennen, dass jeder Mensch immer nur entsprechend seines momentanen Vermögens fähig ist, eine bestimmte Situation zu gestalten.


Und wie können wir hinzulernen, wie reifen wir? Indem wir uns immer wieder weiterentwickeln dürfen. Indem wir immer wieder durch den Tod gehen, uns erkennen und neu ausrichten. Die Gedanken von Schicksal und Reinkarnation können uns viele sinngebende Türen öffnen.


Wir müssen lernen, die Situation, so wie sie jetzt ist wahrzunehmen und zu anerkennen. Wir müssen lernen Verurteilungen loszulassen. Und wir können ständig mehr Bewusstsein und Fähigkeiten entwickeln. Oftmals lernen wir aus Fehlern und aus Schmerz. Wir sollten aber den Begriff „Schuld“ auf keinen Fall einsetzen, wenn wir wirklich aus dem Herzen, entsprechend unserem momentanen Vermögen gehandelt haben.


Könnte es nicht sein, dass wir in dem Masse, in dem wir anerkennen, dass jeder Mensch lebenslänglich die Möglichkeit hat, neue Erfahrungen zu machen und dazu zulernen, mehr Achtung und Respekt füreinander entwickeln?


Lassen wir aber die Vorwurfs- und Beschuldigungshaltung los, dann können wir die Situation unvoreingenommen wahrnehmen. Wir können dann eher erkennen und anerkennen, dass unser Verhalten mit zu der Situation beigetragen hat, dass wir damit aber keineswegs schuld an unserer Krankheit sind.

 

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

 

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Angst https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/angst-unterseite-v-selbstheilungskraeften/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/angst-unterseite-v-selbstheilungskraeften/#respond Wed, 17 Apr 2019 15:24:56 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5227

Ob wir etwas als Realität in der äusseren Welt wahrnehmen oder ob wir etwas als Vorstellung in unserer inneren Welt wahrnehmen, beides hat in unserem Innenleben einen Realitätscharakter. Äussere Realität und innere Vorstellungen, beide sind uns, wörtlich genommen, eine Wirklichkeit. Es macht keinen Unterschied, ob diese innere Realität auf einer Erfahrung oder auf einer Vorstellung basiert.


Im Moment der Angst und Ungewissheit ist es meine Aufgabe, solange ich keine andere Nachricht habe, mir immer wieder den wünschenswerten Verlauf der Dinge lebendig vor Augen zu halten und von ihm auszugehen. Ein Seiltänzer, der sich nicht mehr auf sein Seil und den Weg nach vorne konzentriert, sondern der die Tiefe unter dem Seil vor Augen hat, kann sehr schnell abstürzen.


Mancher begibt sich in Situationen der Ungewissheit daran, Informationen, Wissen zu sammeln. Dieses Wissen kann uns in einigen Fällen die Ungewissheit verringern. In vielen Fällen aber ist es nicht möglich, mit Wissen der Ungewissheit entgegenzuwirken. Dann sind wir in der Kraft unseres Vertrauens gefordert.


Darauf, was für Gedanken sich in mir ausbreiten, darauf habe ich einen Einfluss. Anfangs tauchen oft Gedanken der Angst und der Sorge auf. Den Gedanken der Angst gilt es aber, solange es keine äusseren Fakten gibt, ganz bewusst Gedanken der Zuversicht entgegenzustellen.


Stellen Sie sich Bergsteiger vor, die im Oktober eine mehrtägige Bergtour planen. Natürlich wünschen sie sich bestmögliches Wetter, klare Sicht und keinen Wintereinbruch auf ihrer Tour. Aber die Gewissheit, dass das erwünschte Wetter auch eintreffen wird, die kann ihnen keiner geben. Wären wir die Bergsteiger, so würden wir uns in so einer ungewissen Wetterlage hoffentlich auf jedes Wetter vorbereiten. Was heisst das? Wir würden den Rucksack so packen, dass wir eine Ausrüstung auch für den Wintereinbruch in unserem Rucksack haben und nicht nur für den Sonnenschein.


Versuchen Sie, dieses Bild auf das Leben zu übertragen, auf den Umgang mit der Krankheit, auf den Umgang mit einer bevorstehenden Untersuchung. Was für Konsequenzen ergeben sich daraus? Das würde bedeuten, auf das Wünschenswerte hinzuarbeiten, aber auch auf das weniger Wünschenswerte vorbereitet zu sein. Das heisst bei einer bevorstehenden Untersuchung, dass ich mich auf ein gutes Ergebnis hin orientiere und zugleich weiss, wie ich mit einem nicht erwünschten Ergebnis umgehe und wo ich Unterstützung und Hilfe erhalten kann. Die Angst ruft uns dazu auf, sowohl auf das Erwünschte wie auf das weniger Erwünschte vorbereitet zu sein. Ganz konkret bedeutet dies, dass es meine Aufgabe ist, sowohl auf das Leben wie auf das Sterben vorbereitet zu sein. Die Angst verlangt von mir klare Antworten und entsprechende Handlungen. […]


Es gibt ein hilfreiches Werkszeug, um die Gedanken der Angst anzuerkennen und zu bearbeiten: Schreiben Sie die Gedanken, die Angst erzeugen, auf. Damit begeben Sie sich aus der Rolle des Opfers in die Position des Forschers.

 

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

 

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Hilfe annehmen https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/hilfe-annehmen-unterseite-v-selbstheilungskraeften/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/hilfe-annehmen-unterseite-v-selbstheilungskraeften/#respond Tue, 16 Apr 2019 15:24:55 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5230

Keiner von uns ist fähig, das Leben ganz allein zu bewältigen. Seit unserer Geburt erhalten wir auf unterschiedlichste Weise von allen Seiten Unterstützung und Hilfe. Nur machen wir uns das oftmals nicht bewusst. Wünschenswert wäre es, dass wir diese Unterstützung und Hilfe, die wir von allen guten Geistern erhalten, achten, anerkennen und wertschätzen.[…]


Heute gibt es hervorragende Traumatherapeuten, die „Werkzeuge“ haben, um tief in uns versunkene, rumorende und kontinuierliche kränkende Geschehnisse zu bearbeiten und zu verwandeln. Diese professionelle Hilfe ist jedem traumatisierten Menschen zu wünschen. Dazu ist es notwendig, dass ich mir nicht mehr einbilde, alles alleine lösen zu müssen. Ich sollte anerkennen, dass es Hilfe gibt. Und ich weiss: Ich kann um Hilfe bitten und sie annehmen. 

 

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

 

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Arbeitsmodell der Psychose nach Edward Podvoll https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/arbeitsmodell-der-psychose-nach-edward-podvoll/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/arbeitsmodell-der-psychose-nach-edward-podvoll/#respond Mon, 15 Apr 2019 15:24:55 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5114

Aus gängiger medizinischer Sicht ist eine Person, die an einer Psychose leidet, das Opfer eines pathologischen physischen Zustands, mit anderen Worten einer „Hirnerkrankung“. Andere Sichtweisen siedeln die Pathologie anderswo an, zum Beispiel im Familiensystem oder in der physischen oder kulturellen Umgebung.

 

Obwohl Podvolls Modell diese möglichen Einflussfaktoren nicht leugnet, verweist das Modell auf die aktive Rolle, die ein Individuum in der Entwicklung seiner Psychose spielt, was bedeutet, dass die Betroffenen nicht einfach Opfer sind. Seine Sichtweise gibt ihnen die Möglichkeit, im eigenen Heilungsprozess aktiv mitzuwirken.

 

In dem Buch „Aus entrückten Welten“ (früherer Titel: „Die Verlockung des Wahnsinns“) entwickelt Edward Podvoll ein Modell zum besseren Verständnis der Entstehung und Weiterentwicklung von Psychosen. Er beschreibt konkrete Ursachen und Bedingungen, die einen solchen Prozess auslösen und in Wahnsinn münden können:

 

– Grenzsituation: bezieht sich auf den intensiven Druck der Umweltbedingungen und unlösbarer Dilemmas, die das Gefühl von Sicherheit und Selbst sein einer Person bedrohen. Beim Versuch aus einer überwältigenden Zwangslage zu entkommen, kann eine Person ausklinken und sich in die Welt der Magie und Macht flüchten. Im verzweifelten Versuch einer Lösung dessen was unlösbar erscheint, durchläuft sie hierbei eine radikale Selbsttransformation.

 

– Intention: meint die starke Ambition, die alltäglichen Forderungen, Verantwortlichkeiten und Begrenzungen des Lebens zu durchbrechen und einen Zustand von Macht und Freiheit jenseits irdischer Mühsal zu erreichen.

 

– Aktivität: bezieht sich auf die starke Anstrengung der Selbstverwandlung, um eine persönliche Zwangslage zu überwinden. Dies erfordert den Einbezug von Praktiken, die Körper und Geist desynchronisieren oder voneinander loslösen – und ebenso Körper und Geist von der Umgebung abkoppeln. (z.B. kann das sein: nicht schlafen, nicht essen, keine Tagesstruktur etc.)

 

– Substanz: bezieht sich auf den Konsum von konkreten Substanzen, die bewusstseinsverändernd wirken und zugleich den Versuch zur Selbstverwandlung vorantreiben. Zu diesen Substanzen gehören unter anderem Alkohol, Marihuana, Halluzinogene und Amphetamine. Sie desynchronisieren Körper und Geist und intensivieren die Erfahrung eines transzendenten Zustands von Macht und Freiheit, der weitab all der Einschränkungen einer Realität im Wachzustand liegt.

 

– Geistesabwesenheit: benennt den Zustand, der eine Folge des Schürens von desynchronisierenden Praktiken mit Substanzen ist, und im weiteren Verlauf zum Ausklinken führt. In dem Masse, wie eine Person ihre zunehmende Aufmerksamkeit auf eine „andere Welt“ richtet, verliert sie den Bezug zur unmittelbaren Umgebung, zu anderen Menschen und schliesslich zu den Bedürfnissen des eigenen Körpers. Der Geist konzentriert sich in überwältigendem Ausmass auf die Imagination.

 

Text von: Michael Herrick/Anne Marie DiGiacomo/Scott Welsch: Windhorse

 

Aus dem Buch: „Statt Psychiatrie 2“, Peter Lehmann, Peter Stastny (Hg.)

 

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Umgang mit Groll und Fehlern https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/umgang-mit-groll-und-fehlern-unterseite-v-selbstheilungskraeften/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/umgang-mit-groll-und-fehlern-unterseite-v-selbstheilungskraeften/#respond Mon, 15 Apr 2019 15:24:40 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5236

Wie nähren wir den Groll? Haben Sie eine Antwort? Normalerweise würden wir doch sagen: „Der oder die ist dran schuld! Er oder sie hat dies gemacht oder nicht gemacht! Das war unmöglich! Unverschämt! Tief verletzend! Deshalb hege ich den Groll, weil er oder sie das gemacht oder auch nicht gemacht hat“ Indem ich in mir immer wieder die Situation, die zu dem Groll geführt hat, erneut aufbaue, nähre ich den Groll. […]


Daraus könnte eigentlich schon ein Gedanke entstehen, wie wir dem Groll, der Wut, das Wasser abgraben können. Haben Sie eine Idee, wie wir diese Quelle austrocknen können? Ein Weg könnte es sein, dass wir uns erlauben, aus dem alten Bild herauszutreten, das heisst, dass wir den anderen oder uns selbst nicht in dem Defizit festnageln, in dem Fehler, sondern anerkennen, dass wir ja alle unterwegs sind in der Entwicklung. […]


Manchmal stelle ich die Frage: „Wer hat noch keinen Fehler gemacht?“ – Jeder Mensch macht Fehler. Jeder ist unterwegs und kann lebenslänglich lernen. Als wir den Fehler gemacht haben, war es da unsere Absicht, diesen Fehler zu machen? In der Regel würden wir da nein sagen. […]


Oftmals wäre es eine Hilfe, wenn wir sowohl uns selbst wie auch den anderen eingestehen könnten, dass wir so gehandelt haben, wie wir in dem Moment fähig waren zu handeln. Es war nicht immer das Wünschenswerteste, was dabei herauskam, aber es war das, was im Moment möglich war.

 

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

 

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Was ist eine Psychose? https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/was-ist-eine-psychose/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/was-ist-eine-psychose/#respond Sun, 14 Apr 2019 15:24:55 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5131

Was ist eine Psychose? Von dieser Definition hängt das Zwangs- und Gewaltproblem in erster Linie ab. Das medizinische Konzept der sinnlosen, genetisch bedingten Hirnstoffwechselstörung entwertet den Patienten, ignoriert ihn als Menschen mit seinen Erfahrungen und provoziert geradezu seinen Widerstand.

 

Was wäre, wenn nicht Sie, sondern wir die Definitionsmacht hätten, dass die Psychose ein Aufbruch des normalerweise Unbewussten ist, um eine vorausgegangene Lebenskrise zu lösen, die wir mit unseren bewussten Kräften nicht lösen konnten. Dass darum die Parallelen zwischen den bekannten schizophrenen Symptomen und dem, was in unseren Nachtträumen geschieht, so offensichtlich sind, weil beide aus derselben Quelle, unserem Unbewussten kommen. Als schizophrenes Symptom ist zum Beispiel der Aufbruch von Symbolen bekannt, das Denken und Handeln in Symbolen. Unsere Nachtträume sind voller Symbole. Oder die häufigen Identifikationen zum Beispiel mit Jesus und anderen Personen in der Schizophrenie. Auch im Nachttraum identifizieren wir uns mit den im Traum auftretenden Personen, die uns häufig selbst meinen. Oder die in der Schizophrenie häufigen „Beziehungs- und Bedeutungsideen“. Verstehen lassen sie sich erst aus dem in der Psychose veränderten Weltgefühl sonst nicht gespürter Sinnzusammenhänge. Ähnliches gibt es im Traum. Sigmund Freud erwähnt im „Abriss der Psychoanalyse“ beim Traum:


„…eine auffällige Tendenz zur Verdichtung, eine Neigung, neue Einheiten zu bilden aus Elementen, die wir im Wachdenken gewiss auseinander gehalten hätten.“


Die Krankheit liegt also darin, dass wir unser Psychoseerleben für Realität halten. Würden wir es von vornherein auf der „Traumebene“ erkennen, wären wir nicht krank. Es bedarf also der Verschiebung der Psychoseinhalte auf die „Traumebene“, um sich den Sinn der Psychose zu erhalten, nur ihre objektive Wirklichkeit nicht. Unsere Psychosen gehen meistens mit aufbrechenden Impulsen und Emotionen einher, die aus dem Unbewussten kommen. Damit sich gar keine Gefühle und Impulse stauen können, lebe ich immer aus diesen Impulsen oder der inneren, nicht gehörten Stimme. Manche hören sie auch. Diese Definition der Schizophrenie hat nichts Abwertendes und fordert dazu auf, sich mit den Psychose-Inhalten und der vorausgegangenen Lebenskrise zu befassen, um sich selber besser zu verstehen und mit sich umzugehen.

 

Den Aufbruch des Unbewussten erleben und bewerten wir als von aussen kommende „Eingebungen“. Darum konnte der englische Psychiater John K. Wing als „zentrales schizophrenes Syndrom“ das „Erlebnis der Eingebung von Gedanken“ bezeichnen. Aus diesem Erlebnis von aussen eingegebener Gedanken resultiert wohl auch der Begriff der „Schizophrenie“. Sobald wir aber von einem aufgebrochenen Unbewussten wissen, das wir wegen der ganz anderen Art des Denkens und Vorstellens, des eher „Gedachtwerdens“, als nicht aus uns selbst kommend erleben und bewerten, kann gemeinsam ein Psychose- und Selbstverständnis erarbeitet werden. Denn, dass unsere Psychosen durch vorausgegangene Lebenskrisen seelisch verursacht sind, wissen wir Betroffene fast alle.

 

Dorothea S. Buck-Zerchin: Siebzig Jahre Zwang in deutschen Psychiatrien.

 

Text aus dem Buch: „Statt Psychiatrie 2“, Peter Lehmann, Peter Stastny (Hg.)

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Sinn https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/sinn-unterseite-von-selbstheilungskraeften/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/sinn-unterseite-von-selbstheilungskraeften/#respond Sun, 14 Apr 2019 15:24:40 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5240

„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“
Vaclav Havel

 

 

Wenn ich meine Krankheit nur als einen „Störfall“ betrachte, der unglücklicherweise zufällig passiert ist, aber eigentlich nichts mit mir zu tun hat, wird es mir schwerfallen, einen Sinn darin zu entdecken. Wenn es sich um eine schwere, vielleicht sogar lebensbedrohliche Krankheit handelt, mündet diese Einstellung fast schon zwangsläufig darin, dass ich mit meinem Schicksal hadere. „Warum ich?“ […]


Vielleicht helfen folgende Gedanken nicht nur in dem einen Sinn zu entdecken, was uns offensichtlich im Leben voranbringt, sondern vielleicht auch in dem, was uns – äusserlich betrachtet – zunächst zurückwirft. […]


Viele Betroffene stellen sich die Frage nach der Ursache ihrer Erkrankung. Primär wollen sie die Ursache in der Zeit von dem Moment der Diagnose bis zur Geburt ergründen. Viele suchen vergebens nach einer Antwort.
Ich möchte Sie dazu einladen, den Gedanken zu erlauben, sich die Freiheit im Denken zuzugestehen, dass der Zeitraum für die Ursache viel weiter sein kann und eventuell sogar über den im Rückblick erfassbaren Zeitraum hinausführt. Der Gedanke, dass wir schon individuelle Schicksale mit auf die Erde bringen, kommt mir in der Begegnung mit vielen Patienten.

 

Einige Patienten fühlen dies deutlich in sich, und sie sind von der Sinnhaftigkeit, wie sie Vaclav Havel beschreibt, überzeugt, selbst dann, wenn sie keine konkret greifbare Ursache zur Verfügung haben.


Wenn Sie Zugang zu dem Gedanken der Sinnhaftigkeit und der Weisheit, die in Krankheit und Schicksal liegt, finden können, dann möchte ich Sie einladen, den Gedanken zuzulassen, dass eine Ursache nicht einzig in der Vergangenheit zu finden sein muss, sondern dass eine Ursache auch aus der Zukunft kommen kann. […]


Manchmal können wir sehr deutlich wahrnehmen, wie durch das Krankheitsschicksal eines einzelnen Menschen in ihm und in seiner Umgebung Entwicklungen impulsiert wurden, die anders wahrscheinlich nie ergriffen worden wären.


Die Begleitung eines Menschen, der mit einer schweren Krankheit zu tun hat, kann in seiner Umgebung ebenfalls signifikante Entwicklungsprozesse bewirken. Immer wieder bekomme ich von den Begleitern voller Dankbarkeit zu hören, wie sich ihre Lebensintensität im Sinn von einer Konzentration auf das Wesentliche verändert hat. Beobachten wir diese Veränderungen im sozialen Umfeld, dann könnte sich daraus auch eine ganz andere Form der Ursache abzeichnen, die weit über das Einzelschicksal hinausführt.


Zeigt uns nicht gerade das Leben immer wieder, dass manche Ereignisse oder Schicksalsschläge erst viele Jahre später ihren Sinn offenbaren? Oder möglicherweise erst in einem nächsten Leben? Nehmen wir die Erfahrungen mancher Menschen, die eine Nahtoderfahrung hatten, zur Kenntnis und beziehen diese Erfahrungen mit ein, dann kann sich eine ganz neue Dimension der Sinnhaftigkeit eröffnen.

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

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Veränderungen sind immer möglich https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/veraenderung-ist-moeglich-unterseite-v-selbstheilungskraeften/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/veraenderung-ist-moeglich-unterseite-v-selbstheilungskraeften/#respond Sat, 13 Apr 2019 15:24:39 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5243

Was ist es, was mich dazu veranlasst, meine Grenzen zu ignorieren und die Signale meines Körpers, meiner Seele oder meine Herzensstimme zu überhören? Wohl mancher dürfte bei der Erforschung dieser Frage die Einsicht gewinnen: Das bin eigentlich ich selbst.[…]


Unter den Patienten gibt es eine Gruppe, die bezüglich der Sinnhaftigkeit eine klare Ahnung bis hin zu einem inneren Wissen erlebt. Sie sagen: „Ich weiss, warum ich krank geworden bin.“ Sie führen ihre Erkrankung auf unglückliche Lebensumstände wie lang anhaltender Stress, negative Veränderungen im Leben, in der Familie (Trennungen, Konflikte, Verluste) oder Veränderungen am Arbeitsplatz, Sorgen und Trauer zurück. Sie haben erlebt, dass diese Umstände sie irgendwann überfordert haben.
Manch einem erwächst daraus Mut und Vertrauen. Er findet die Gewissheit, dass er mithilfe bestimmter Veränderungen in seinem Leben eine neue, gesunde Balance finden kann.


Andere glauben ebenfalls zu wissen, was zu der Entstehung der Krankheit geführt hat, aber sie können keine Veränderungsmöglichkeiten sehen und erleben: „So kann es nicht weitergehen, aber verändern kann ich auch nichts!“ Sie erleben sich in einer aussichtslosen Zwickmühle. Aber der Schein trügt, es gibt immer Möglichkeiten der Veränderung!


Wenn wir an den äusseren Bedingungen nichts ändern können, besteht die Möglichkeit, unsere innere Haltung zu der Situation zu verändern. Wahrscheinlich ist das in den meisten Situationen der Fall, dass wir unsere innere Haltung ändern sollen.
Klar ist: Niemand wünschst sich, in einer trostlosen Situation verweilen zu müssen.
Was macht denn eine Situation zu einer aussichtslosen, einer trostlosen? Wenn wir dieser Frage nachgehen, dann werden wir früher oder später zu der Ansicht kommen können, dass wir selbst mit unseren Grundüberzeugungen einen entscheidenden Anteil daran haben, wie wir die Situation innerlich erleben. […]


Interessant und horizonterweiternd könnte es werden, sobald wir die Möglichkeit haben, bestimmte Brüche, Umbrüche und manch eine sogenannte „Katastrophe“ in unserem Leben aus einem grösseren Blickwinkel zu sehen. In dem Moment, in dem Unerwartetes oder Überraschendes geschieht, in dem sich etwas nicht so entwickelt, wie wir es uns erhofft haben, erleben wir dies oft als schlecht, als falsche Entwicklung. Doch haben Sie schon mal darüber nachgedacht, was sich in Ihrer Biografie aus den sogenannten „Brüchen“ entwickelt hat? Nachdem längere Zeit vergangen ist, kann es sein, dass wir im Rückblick die damalige vermeintliche „Katastrophe“ in einem ganz anderen Licht erblicken. Dann könnte es sein, dass wir plötzlich erleben können, was sich in unserem Leben aus diesem Ereignis entwickelt hat und dass das, was spontan als „falsch“ bewertet wurde, letztlich gut für uns war.

 

Auch manch ältere Menschen können Situationen aus ihrem Leben erzählen, die sie erst nach vielen Jahren plötzlich „verstanden“ haben. Im Rückblick, aus dem Abstand von vielen Jahren erkannten sie die Weisheit, die in der damaligen Umbruchssituation lebte. Im Studieren dieser Phänomene kann sich in uns ein Vertrauen in die Weisheit des Schicksals entwickeln.

 

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

 

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In uns selbst zu Hause sein https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/dialog-mit-sich-selbst-unterseite-v-selbstheilungskraeften/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/dialog-mit-sich-selbst-unterseite-v-selbstheilungskraeften/#respond Fri, 12 Apr 2019 15:24:39 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5246

Wenn wir uns selbst aus den Augen verlieren, wenn wir nur noch funktionieren, dann kann sich sehr leicht etwas Ungesundes breitmachen. In unserem Fall ist mit dem Funktionieren gemeint, dass wir ohne Freude, Begeisterung und Sinnhaftigkeit in den Tätigkeiten quasi untergehen. Dass wir keine Luft mehr bekommen, dass wir aufhören, uns selbst zu spüren, weil wir ja, wie wir uns einreden, funktionieren müssen. Wenn wir nur noch funktionieren oder uns mit allem Möglichen ablenken, könnte es sein, dass wir immer seltener das Erleben eines Lichtblitzes, einer Idee, eines guten Einfalls haben. Dann haben wir, bildhaft gesagt, keine Antennen mehr auf Empfang gestellt und sind nicht mehr offen, um die das Leben entwickelnden Einfälle zu erhalten. Wir haben dann keine Fragen mehr, mit denen wir „schwanger“ gehen. Wenn wir nur noch funktionieren, dann könnte es sein, dass die Glücksmomente in unserem Leben immer seltener werden. Wenn wir nur funktionieren, dann sind wir wie eine Maschine, die nicht fühlen kann. Und wenn wir uns nicht mehr spüren, können wir dann überhaupt noch Verantwortung für uns selbst übernehmen? Ich glaube, dann haben wir uns selbst ein Stück weit aufgegeben und sind nicht mehr in uns selbst zu Hause. Wenn ein Hausherr über lange Zeit sein Haus unbewohnt stehen lässt, dann verfällt es. […]


Was sind die Augenblicke oder Zeiten, in denen wir in uns zu Hause und in Liebe und Dankbarkeit mit der Welt verbunden sind? Was begeistert uns? Was geht uns im positiven Sinne „unter die Haut“? Was lässt eine Art kindliche Leichtigkeit in uns aufleben, die Lust und Freude am Dasein, welche oft die Kindheit prägt? Können wir diese liebevolle, freudige Verbindung mit dem Leben immer wieder neu aufbauen, so wird sich die Kraft, die wir in uns spüren, immer weiter ausbreiten.
Werden Sie sich der Vorstellungen und Bilder, die Sie in sich tragen, bewusst. Überprüfen Sie diese Vorstellungen, Bilder und inneren Überzeugungen auf ihren Wirklichkeitsgehalt und ihre Auswirkungen auf Ihr Leben. Zukunftsbilder, Visionen, die mit Zuversicht, Hoffnung und Vertrauen einhergehen und mit dem Mut verbunden sind, die entsprechenden ersten kleinen machbaren Schritte auf dem Weg zu vollziehen, werden uns immer wieder neue Kraft geben können.
Wenn wir uns immer wieder dabei ertappen, dass wir eigentlich entgegen unserer inneren Überzeugungen handeln, sollten wir klären, was uns zu diesem Handeln treibt. Ohne diese Klärung werden wir in den gewohnten Verhaltensmustern verweilen.


[…] Sind wir aufgeschlossen für die Wirklichkeit des Lebens und sind wir bereit, festgefahrene Gedankenmuster, den Gedankentrott loszulassen, dann eröffnen sich plötzlich ganz andere Wahrnehmungsfelder in unserem Leben.


[…] Und irgendwann erkenne ich dann vielleicht an: Ich darf mir selbst treu sein, das heisst ich darf meine Bedürfnisse und Gefühle anerkennen, ich darf zu mir stehen. Ich darf Ja zu mir sagen. Einmal brachte es eine Teilnehmerin mit folgender Erkenntnis auf den Punkt:

 

„Wenn das Ja zu einem anderen ein Nein zu mir selbst bedeutet, dann ist es auf die Dauer gesehen ungesund!“


[…] Novalis spricht im Zusammenhang mit den schöpferischen Kräften (die ich für die Heilkräfte halte), dass es um die innere Treue geht, um die Wahrheit sich selbst gegenüber. Er spricht von dem Handeln entsprechend der inneren Überzeugung. Wir sollen versuchen, nicht entgegen unserer inneren Überzeugung zu handeln.

 

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

 

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Voreingenommenheit gegenüber neuen Gedanken abbauen https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/voreingenommenheit-unterseite-v-selbstheilungskraeften/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/voreingenommenheit-unterseite-v-selbstheilungskraeften/#respond Thu, 11 Apr 2019 15:24:39 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5250

Ein trauriges Extrembeispiel für die Voreingenommenheit, für die Unfähigkeit, sich auf neue Gedanken einlassen zu können, dokumentiert eine Begebenheit aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Sehr viele Frauen verstarben damals am Kindbettfieber. Da hatte ein junger Arzt, Dr. Ignaz Philipp Semmelweis, einen lichtvollen Gedanken. Plötzlich war ihm klar, dass sich alle Ärzte die Hände reinigen sollten, wenn sie zu einer Entbindung gingen vor allem, wenn sie von einer Leichensektion kamen. Er hatte die Idee der Desinfektion geboren.

 

Nun können Sie gerne raten, wie viele Jahre es gedauert haben mag, ehe seine Entdeckung, die Notwendigkeit der Hygiene, in die Medizin eingeführt wurde? Semmelweis starb mit 47 Jahren unter bis heute ungeklärten Umständen im Irrenhaus. Erst 30 Jahre nach seinem Tod wurde die Desinfektion in der Medizin umgesetzt. Dies ist ein trauriges Beispiel dafür, wie lange es dauern kann, bis aus einer Erkenntnis ein im Leben etabliertes Verhalten wird.


Unser Festhalten an gewohnten Gedanken und Bildern, die wir uns eingeprägt haben, um das Leben zu verstehen, kann eine Entwicklung zum Gesunden über lange Zeit blockieren.

 

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

 

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Reparatur oder Heilung? https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/reparatur-oder-heilung-unterseite-v-selbstheilungskraeften/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/reparatur-oder-heilung-unterseite-v-selbstheilungskraeften/#respond Wed, 10 Apr 2019 15:24:07 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5253

Ist in unseren Köpfen aus einer Reparatur eine Heilung geworden?
Kennen Sie Organisationen und Einrichtungen, die überraschend gesundete Menschen studieren? Sicherlich besteht da noch ein grosses Entwicklungsfeld. Häufig scheinen wir im funktionalisierten Betrieb unseren Fokus auf Reparatur gerichtet zu haben und sind unaufmerksam für dasjenige, was nachhaltige Heilung hervorbringen kann. […]


Ist es in der Onkologie und bei vielen chronischen oder schweren Krankheiten nicht ähnlich? Auch da gibt es Menschen mit ganz beeindruckenden Krankheitsverläufen, die alle Prognosen auf den Kopf stellen. Wer kümmert sich um die Gesundeten? Wer studiert die sogenannten „Erfolgreichen“? „Da haben Sie ja Glück gehabt“, ist oftmals der einzige Kommentar.
Ist es nicht seltsam, dass wir von spontaner Rückbildung sprechen und dabei nur die nicht vorhandene medizinische Unterstützung sehen, nicht aber all die innere und äussere Aktivität, die der Patient aufgebracht hat? […]


Wird die eigene Aktivität des Patienten aus der Wahrnehmung ausgeklammert, kann sich die umfassende Wirklichkeit nicht widerspiegeln. Diese Haltung ignoriert die Potenziale des Patienten und reduziert die Wirklichkeit auf die medizinische Intervention. […]


Ganz bewusst möchte ich noch einmal darauf aufmerksam machen, dass die medizinische Intervention und Unterstützung oft lebensrettend und lebensverlängernd ist, aber sie als alleinige Heilsbringer zu sehen wäre aus meiner Sicht genauso gefährlich wie den Geist als alleiniges Heilungskonzept zu betrachten. Beide Potenziale, die der Medizin und die des Geistes, des Bewusstseins wollen in ihren Möglichkeiten von uns erfasst werden.
Eigentlich sollte der Patient, der Erkrankte, die Hauptperson sein und unsere Sprache ihm dienen. Leider pflegen wir oft eine Sprache, die den Patienten entmächtigt und ihm schadet. Geht es dann noch um Patienten, oder ist er ein Fall, eine Nummer, die codiert und exakt verwaltet werden muss? […]


Würden wir die Menschen, die gesundet sind, mit ihrer ganz persönlichen subjektiven Erfahrung zu Wort kommen lassen und ihre Erfahrung anerkennen, dann müssten wir die Worte Spontanremission und unerwartete Genesung streichen und durch die Worte erhoffte und erarbeitete Heilung ersetzen. Wir würden damit vom Blickwinkel des Arztes auf das Erfahrungsfeld des Patienten wechseln. […]


Heute wird die unendlich komplexe Vernetzung zwischen körperlichen und seelischen Prozessen immer klarer. Heilung drückt sich auf biochemischer Ebene so aus, dass die reorganisierenden Kräfte im Organismus ihre Arbeit in gewohnter Weise wieder vollbringen. Doch dazu bedarf es des Zusammenklingens vieler verschiedener Dimensionen.
Die Anerkennung dieser Lebenswirklichkeit öffnet die Gestaltungs- und Entwicklungsräume. Doch dies erfordert eigene Arbeit. Es verlangt ein Umdenken, ein Loslassen von Erwartungshaltung der Reparatur. Es verlangt Bewusstsein, Selbsterkenntnis und die Bereitschaft, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.

 

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

 

 

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Tiefe Sehnsucht im Herzen jedes Menschen https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/tiefe-sehnsucht-unterseite-v-selbstheilungskraeften/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/tiefe-sehnsucht-unterseite-v-selbstheilungskraeften/#respond Tue, 09 Apr 2019 15:24:56 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5256

Ist es nicht die tiefste Sehnsucht, die im Herzen jedes Menschen liegt, der zu sein, der er ist? Oder anders ausgedrückt: der zu werden, der er sein könnte? Und ist es nicht genauso die tiefe Sehnsucht im Herzen jedes Menschen, am Ende seines Lebens auf der Erde sagen zu können: „Ich weiss, ich war`s?“


Aus dem Gedanken, dass die Krankheit für viele Menschen eine Hilfe war, um zu sich selbst zurückzufinden, können wir folgende Aussage von Dr. Carl Simonton verstehen. Er sagte: „Eine der Hauptursachen für die Krankheit ist es, dass wir versuchen, jemand anderes zu sein als der, der wir sind. Und eine der wichtigsten Gesundheitskräfte ist es, dass wir der werden, der wir sind.“


Können Sie erahnen, was für ein Gedanke hinter all dem steht, all diese Gedanken durchleuchtet? – Egal, was passiert, alles was dir auf deinem Lebensweg begegnet, ist aufs Engste mit dir, mit deinem eigentlichen Wesen verbunden. Was auch passiert, es ist nicht umsonst und hat seinen tieferen Sinn. Selbst die schwierigsten Situationen wollen dir helfen, dein wirkliches Wesen aufscheinen zu lassen. Wer offen für solche Gedanken sein kann, dem kann die Ungewissheit zu einer Herzensgewissheit werden.

 

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

 

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Fragwürdige Allianz https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/fragwuerdige-allianz/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/fragwuerdige-allianz/#respond Mon, 08 Apr 2019 16:00:51 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5395

Offensichtlich wurde die fragwürdige Allianz aus wissenschaftlichen Institutionen, Pharmaindustrie und Berufsverbänden […] dem prominenten Schizophrenie-Experten Loren Mosher zu viel. Am 4. Dezember 1998 eröffnete der Gründer des alternativen Soteria-Behandlungskonzepts der American Psychiatric Association seinen Austritt aus der Berufsvereinigung, der er fast 30 Jahre angehörte.

 

In einem offenen Brief an die APA sind die Gründe für den Austritt aufgeführt. Daraus ein paar Auszüge: „An diesem Punkt in der Geschichte ist die Psychiatrie meiner Meinung nach fast gänzlich von den Pharmafirmen übernommen worden… […] Wir versuchen nicht länger, Menschen ganzheitlich in ihren sozialen Umständen zu verstehen. Wir sind viel eher dazu da, die Neurotransmitter unserer Patienten auszurichten. Das Problem ist, dass es sehr schwierig ist, mit Neurotransmittern eine Beziehung zu haben- in welcher Konfiguration auch immer. Ich kann nicht an das gegenwärtige biomedizinisch-reduktionistische Modell glauben, das von der psychiatrischen Führerschaft verkündet wird und uns einmal mehr mit der somatischen Medizin verheiratet. Es geht hier um modische Sitten, Politik und – wie im Fall der Pharma- Verbindungen zu unserem Haus – um Geld.“ Moshers Analyse ist nichts hinzuzufügen.

 

Felix Hasler, Neuromythologie, transcript

 

 

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Der Vier-Schritte-Weg https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/der-vier-schritte-weg/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/der-vier-schritte-weg/#respond Mon, 08 Apr 2019 15:24:39 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5260

 

Versuchen Sie anzuerkennen, dass Heilungspotenziale existieren.

 

Die DNA selbst ist ein wahres Wunderwerk und von unvorstellbarer Dimension. Würde man die DNA aller Zellen des menschlichen Körper aneinanderreihen, so ergäbe das 250-mal die Strecke von der Erde zur Sonne und zurück.


Dieses Erbgut kann sich von allein reparieren. Bringen wir uns das zu Bewusstsein, dann können wir nicht mehr an der unvorstellbaren Weisheit vorbeisehen, die in uns Leben ermöglicht. In uns existiert ein unvorstellbares Potenzial der Selbstheilung.

 

Entscheiden Sie sich für das Leben.

 

Das bedeutet: Klären Sie für sich selbst folgende Fragen:

 

– Will ich wirklich leben?
– Wofür will ich auf der Erde sein?
– Welche Menschen sind es, mit denen ich mich besonders wohl fühle?
– Was möchte ich pflegen, was möchte ich entwickeln, wie kann ich dem Leben dienen?
– Was gibt mir Freude, Sinn, Begeisterung, Erfüllung?


Manchmal kommen uns unsere inneren Bilder, die uns mit dem Leben verbinden und unsere Lebensziele aufscheinen lassen abhanden, und Traurigkeit, Ohnmacht und Perspektivenlosigkeit machen sich breit. Wir fühlen uns müde und unfähig, etwas zum Besseren zu verändern. Was können wir dann tun, um wieder an unsere Kraftquellen zu kommen?


Wenn Ihr Leben heute zu Ende ginge, dann würden Sie, so berichten die Sterbeforscher, Ihr ganzes Leben als ein grosses Panoramabild vor Ihrem inneren Auge haben. Und Sie würden vermutlich Ihr Leben so vor Augen haben, dass Sie fühlen könnten, was Ihnen im Leben besonders wichtig, erfüllend und sinngebend war.
Ist diese Rückschau denn nicht auch heute schon möglich? Können wir denn nicht heute schon spüren, was uns im bisherigen Leben mit Begeisterung erfüllt hat? Können wir uns denn nicht schon heute an Abende erinnern, an denen wir voller Dankbarkeit für das, was wir an diesem Tag erlebt haben, ins Bett gefallen sind? Können Sie mithilfe einer solchen Rückschau wieder den Zielen auf die Spur kommen, die Sie in Ihrem Leben verwirklichen möchten?

 

Es sind meine Vorstellungen von der Zukunft, meine Lebensziele, die Gedanken und Bilder in mir, die mir Kraft geben können, Sorge und Angst zu überwinden, Vertrauen, Zuversicht und Hoffnung zu fassen und so eine Entscheidung für das Leben treffen zu können.

 

 

Tun Sie die Dinge, die „not-wendig“ sind.

 

Das bedeutet, dass ich die Dinge, die ich ohne jeden Zweifel in mir als stimmig erlebe, nicht nur erkenne, sondern in mein Leben einbringe. Dazu muss ich den Widerstand erkennen und schrittweise überwinden, der mich davon abhält, der zu werden, der ich bin, der mich daran hindert, „ich“ zu sein. Und es verlangt von mir, den Glauben an die Realisation meines Entwurfes, meiner Ziele nicht zu verlieren, diesen Glauben in mir bildhaft und sinnhaft lebendig zu erhalten.

 

 

Bereiten Sie sich trotz allem auch auf weniger wünschenswerte Entwicklungen vor.

 

Nicht alles liegt in unserer Hand. Die Erfahrung vieler Menschen zeigt uns, dass wir erst dann, wenn wir den Tod mit in das Leben integrieren können, wirklich „lebensfähig“ sein können. So sind wir aufgefordert, unsere Grundüberzeugungen, Vorstellungen und Gedanken bezüglich Sterben und Tod sowie die Natur unseres Wesens zu überdenken. Auch wenn viele die Auseinandersetzung mit diesen Themen fürchten, kann sie uns Kraft und Sicherheit auf unserem Lebensweg geben.

 

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

 

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Es gibt viele Wege, die Welt wahrzunehmen https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/es-gibt-viele-wege-die-welt-wahrzunehmen/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/es-gibt-viele-wege-die-welt-wahrzunehmen/#respond Fri, 05 Apr 2019 15:24:39 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5478

In England haben wir die Prinzipien der Stimmenhörerbewegung in andere psychosoziale Bereiche integriert. Inzwischen gibt es auch ein Netzwerk zur Unterstützung von Menschen mit aussergewöhnlichen Überzeugungen. Die zugrunde liegende Idee beruht auf der Arbeit von Tamasin Knight, einer Forscherin und Aktivistin für Menschenrechte im psychiatrischen Bereich, die untersucht hat, wie wir mit Menschen mit aussergewöhnlichen Überzeugungen umgehen, die psychiatrisch Tätige gewöhnlich als Wahnvorstellungen bezeichnen (Knight 2006). Sie stellte fest, dass viele Menschen problemlos mit aussergewöhnlichen Überzeugungen leben. In ihrem Handbuch „Beyond Belief“ („Jenseits des Glaubens“) zum Umgang mit aussergewöhnlichen Überzeugungen schreibt Knight: „Es gibt viele Menschen mit Überzeugungen, die man als Wahnvorstellungen einstufen könnte, die aber trotzdem ein erfolgreiches Leben ohne jeglichen Kontakt zur Psychiatrie führen. […] Der Unterschied zwischen ihnen und denen, die psychiatrische Patienten sind, besteht darin, ob die Personen mit ihren Überzeugungen umgehen können oder ob ihre Überzeugungen sie quälen und vereinnahmen.“

 

Knight betont die Tatsache, dass Menschen in der Psychiatrie generell nur Behandlungen bekommen, die darauf abzielen, ihre Überzeugungen zu unterdrücken oder sie davon zu überzeugen, dass sie falsch sind. […]

 

Das Konzept von Mad Pride („Verrückt und stolz“), das bei Psychiatriebetroffenen immer beliebter wird, fordert […] dass alternative Realitäten und Erfahrungen akzeptiert und respektiert werden. […]

 

Meine Erfahrungen in den letzten zehn Jahren mit der Hilfe für Menschen, denen psychotische Glaubenssysteme nachgesagt werden, zeigen, dass es wichtig ist, das Recht der Menschen auf ungewöhnliche Überzeugungen anzuerkennen. Traditionelle psychiatrische Dienste halten diese Einstellung für eine Unterstützung von Wahnvorstellungen, die sie für den Betroffenen noch realer erscheinen lassen. Ich habe allerdings festgestellt, dass es oft hilfreich ist, die Ansichten von Menschen als wertvoll und bedeutend anzuerkennen und mit ihnen zusammen herauszufinden, wie sie die Welt sehen und was der beste Weg für sie sein könnte. In manchen Fällen kritisiere ich die Vorstellungen zur Realität, aber es ist nicht mein Ziel, Menschen zu helfen, die Welt rationaler zu sehen; ich will Menschen helfen, mit ihrem Leben klarzukommen und ihre Version der Realität besser mit ihrem Umfeld abzustimmen. […]

 

Wer sich an die Psychiatrie wendet, bekommt Psychopharmaka zur Unterdrückung aussergewöhnlicher Gedanken, und Therapien sollen den Menschen beibringen, rationaler zu denken. Die Alternative ist, der Gesellschaft zu vermitteln, dass es viele Wege gibt, die Welt wahrzunehmen, und dass nicht die Fähigkeit, normal und rational zu denken, wesentlich für die Lebensqualität von Menschen ist, sondern wie sie über ihre Überzeugungen und die Welt um sie herum denken. Deshalb sind Selbsthilfegruppen, in denen verschiedene Sichtweisen und Anschauungen akzeptiert werden und Menschen entdecken können, wie sie mit ihrer Überzeugung leben können, ein wesentlicher Teil dieses Ansatzes. […]

 

Rufus May

 

Peter Lehmann, Peter Stastny (Hg.), Statt Psychiatrie 2

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Wie psychiatrische Diagnosen entstehen https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/wie-psychiatrische-diagnosen-entstehen/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/wie-psychiatrische-diagnosen-entstehen/#respond Wed, 03 Apr 2019 17:11:21 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5672

In der modernen Psychiatrie der letzten Jahre wurden sowohl die mentalen als auch die psychosozialen Faktoren psychischer Störungen zunehmend abgewertet und durch eine radikal auf Biologie reduzierte Sichtweise ersetzt. Der Psychologe Hennric Jokeit und die Journalistin Ewa Hess haben es in ihrem Essay „Neurokapitalismus“ auf den Punkt gebracht: „Depressionen und Angst werden jetzt im synaptischen Spalt zwischen Neuronen verortet und genau dort behandelt“. Auch wenn der Ursprung einer psychischen Malaise im Sozialen liegt – trostlose Kindheit, verkorkste Beziehungen, Mobbing am Arbeitsplatz – therapiert wird vor allem die Biologie. Früher waren Familie oder Umwelt an allem Schuld. Heute ist es das Gehirn.

 

Zugegebenermassen ist es einfacher und vor allem praktikabler, Medikamente zu verabreichen, als eine unbefriedigende Arbeitssituation aufzulösen oder einen zermürbenden Scheidungskrieg zu befrieden. […]

 

Ein paar Jahre nach Erscheinen des DSM-III (1980) hat Yale-Psychiater Mark Gold die neue Sichtweise in seinem Buch „The Good News About Depression“ in einem griffigen Ausdruck zusammengefasst: „Wir nennen unsere Wissenschaft „Biopsychiatrie“ die neue Medizin des Geistes.“ Die Psychiatrie hat sich den weissen Kittel der Mediziner angezogen und wurde von nun an auch in der Öffentlichkeit als wissenschaftliche Disziplin wahrgenommen. […]

 

Aber schon damals wurde über die Willkürlichkeit von Krankheitsdefinitionen und Diagnosekriterien heftig gestritten. So hielt Theodore Blau, damaliger Präsident der amerikanischen Psychologenvereinigung, das DSM III mehr für ein „politisches Positionspapier der American Psychiatric Association als für ein wissenschaftlich fundiertes Klassifikationssystem“. Wohl nicht ganz zu Unrecht, schliesslich war es mit der Wissenschaftlichkeit wirklich nicht weit her. Über die einzelnen psychiatrischen Krankheiten und ihre Symptome haben die APA-Psychiater nämlich ganz einfach abgestimmt: Heben sie die Hand liebe Kollegen, wenn sie der Meinung sind, das Symptom AB gehört zur Krankheit XY. Schwer vorstellbar, dass bei einer Versammlung von Diabetologen darüber abgestimmt wird, ob man einen neuen Typ von Zuckerkrankheit einführen soll, oder dass Astronomen darüber abstimmen, ob es schwarze Löcher gibt. […]

 

 

Für eine weite Verbreitung des biologischen Konzepts der Psychiatrie sorgte 1984 Nancy Andreasens Bestsellerbuch: „Das zerbrochene Gehirn“. Angepriesen wurde das Buch der amerikanischen Star-Psychiaterin als die „erste umfassende Darstellung der biomedizinischen Revolution in der Diagnose und Behandlung von psychischen Krankheiten.“ „Das zerbrochene Gehirn“ verkündete die neue Marschrichtung der Psychiatrie geradezu programmatisch: „Die wichtigsten psychiatrischen Störungen sind Krankheiten. Sie sollten als medizinische Krankheiten betrachtet werden, genauso wie Diabetes, Herzkrankheiten und Krebs“.
Schon in Andreasens Buch zeigte sich allerdings das Grundproblem, das auch heute, fast 30 Jahre später, nicht gelöst ist. Nämlich, dass die Hirnforschung mit all ihren hoch technisierten Untersuchungsmethoden gar nicht zeigen konnte, ob – und vor allem nicht wo – das Gehirn denn bei psychischen Störungen überhaupt „zerbrochen“ ist. […]

 

Die spezifischen biologischen Charakteristika psychiatrischer Störungen liegen noch immer völlig im Dunkeln.
Bezeichnender Weise gibt es bis auf den heutigen Tag auch kein einziges biologisches Diagnoseverfahren – für keine einzige psychische Störung.[…]

 

Weder mit Gentests, noch mit klinischen-chemischen Untersuchungen, noch mit bildgebenden Verfahren gelingt es, Normalität von Depression, Manie oder Schizophrenie zu unterscheiden. Mit diesen Untersuchungsmethoden können nur hirnorganische Ursachen erkannt werden – beispielsweise ein Hirntumor, der möglicherweise einer Persönlichkeitsveränderung zugrunde liegt. Wie eh und je werden heute psychiatrische Diagnosen durch klinische Beobachtung, Gespräche mit Patienten und Angehörigen und dem Ausfüllen von Fragebögen gestellt.

 

Felix Hasler, Neuromythologie, transcript

 

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Anatomie einer Epidemie https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/anatomie-einer-epidemie/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/anatomie-einer-epidemie/#respond Tue, 02 Apr 2019 16:51:39 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5374

Tatsächlich ist bei den atypischen Neuroleptika in den letzten Jahren eine wundersame Änderung der Verschreibungspraxis zu beobachten. Ursprünglich schizophrenen Patienten mit psychotischen Symptomen vorbehalten, kommen „Atypika“ heute bei allen möglichen psychiatrischen Symptomen zum Einsatz. Bei schweren Depressionen genauso wie bei bipolarer Störung, „Störungen des Sozialverhaltens“ von Kindern und Jugendlichen, Zwangserkrankungen, Essstörungen, Tourette-Syndrom, Posttraumatische Belastungsstörung und sogar bei Persönlichkeitsstörungen und Autismus. Therapeutische Verzweiflungstaten in Ermangelung besserer spezifischerer Medikamente? Eine kalkuliert Strategie der pharmazeutischen Industrie? Auf jeden Fall ein Spezifikum der Psychiatrie. Schwer vorstellbar, dass in der somatischen Medizin ein Herzmedikament plötzlich als wirksam gegen Diabetes, Bronchitis oder Nierensteine akzeptiert würde. 

 

Ähnlich wie beim Boom der bipolaren Störung bei Kindern könnte an der allgemeinen Epidemie psychiatrischer Erkrankungen auch das Gesundheitssystem selbst in fundamentaler Weise beteiligt sein. In seinem Buch „Anatomie einer Epidemie“ sammelt der Wissenschaftsjournalist Robert Whitaker Indizien und umfangreiches wissenschaftliches Beweismaterial für seine These, die Epidemie psychischer Erkrankungen sei zum grossen Teil durch den Psychopharmaka- Verschreibungshype verursacht – und somit vom Gesundheitssystem hausgemacht.

 

Whitakers gleichermassen plausible wie beunruhigende These in Kurzfassung: Eine Vielzahl von Patienten wird wegen ursprünglich geringfügiger Beschwerden mit leichter bis mittelgradiger Beeinträchtigung ohne zwingende Notwendigkeit mit Psychopharmaka, insbesondere SSRIs behandelt. Die medikamentöse Behandlung führt kurzfristig vielleicht zu einer Symptombesserung – und genau diesen „quick fix“ wollen Patient und behandelnder Arzt gleichermassen erzielen. Mit zunehmender Behandlungsdauer aber, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die biochemischen Prozesse des Gehirns nachhaltig aus dem Gleichgewicht geraten. Anstatt krankheitsbedingte „chemische Ungleichgewichte“ zu korrigieren, verursachen Psychopharmaka – die wohl zutreffender „Neuropharmaka“ genannt werden sollten – diese nämlich erst. Durch die chronische Medikation kommt es zu komplexen, Rezeptoren Veränderungen, kompensatorischer Gegenregulation und verändertem Neurotransmitter- Stoffwechsel. Als Folge davon treten mit der Zeit Wirkungsverlust, Gewöhnung und Medikamentenabhängigkeit auf. Die ursprünglichen Symptome kehren zurück, häufig stärker ausgeprägt als die ursprünglichen Beschwerden. Und in Form von Nebenwirkungen kommen neue Symptome hinzu. Die Pharma- Spirale kommt in Schwung. Oder, wie man in Psychiatriekreisen zu sagen pflegt: Der Patient muss „neu eingestellt“ werden.

 

Besonders die seit Mitte der 90er Jahre gängige Praxis, immer mehr und immer jüngere Kinder mit SSRIs, Ritalin und „mood stabilizern“ zu behandeln – was anfänglich noch als ein echter Tabubruch empfunden wurde – dürfte zur Zunahme chronifizierter und invalidisierter Psychiatriepatienten beigetragen haben. Die dauernde Ausweitung diagnostischer Kriterien hat zudem eine Pathologisierung von Befindlichkeitszuständen bewirkt, die vor einigen Jahren noch als normal angesehen wurden.

 

Aus dem ursprünglich zwar unglücklichen, aber psychopathologisch normalen Ratsuchenden ist ein chronischer Patient geworden, der ein halbes Dutzend Medikamente schluckt und an einer Vielzahl wechselnder Symptome leidet.  

 

 

Felix Hasler, Neuromythologie,transcript

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Psychische Krankheit – ein Phantom https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/psychische-krankheit-ein-phantom/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/04/psychische-krankheit-ein-phantom/#respond Mon, 01 Apr 2019 15:24:55 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5123

Jemanden für psychisch krank zu erklären, weil er bzw. sie auf eine bestimmte Art handelt oder sich verhält, ist etwas völlig anderes, als eine Krankheit festzustellen, für die es physiologische Anhaltspunkte gibt. Verhalten als Indiz für eine Krankheit ist kein objektiver Tatbestand – es ist darüber hinaus auch deswegen subjektiv, weil Verhalten eine Sache von Beobachtung und Interpretation ist. Kurz gesagt, was für den einen Menschen verrückt ist, ist für den anderen erklärbar, ja sogar vernünftig. Was dem einen abscheulich ist, hält der andere lediglich für schlechte Manieren, und ein Dritter mag das Verhalten sogar witzig finden. Das Urteil hängt davon ab, wer beobachtet, mehr noch von der Haltung, die der Beobachtung zugrunde liegt.

 

Die Vorstellung von psychischer Krankheit ist simpel: Man nehme psychisches Leid als Beweis für eine Krankheit, auf die nur eine hochspezialisierte und gutbezahlte Gruppe von Heilern – fast schon eine Priesterschaft – einwirken kann. Und man sei nicht sparsam mit drastischen Massnahmen. Man benutze Psychopharmaka, Grausamkeit und Schrecken, Einkerkerung und elektrischen Strom für das Gehirn. Blosse Gesprächstherapie ist zu einfach, sowie auch Gespräche, Freundschaft und Beratung zu primitiv sind, braucht man dazu doch weder Rezept noch Lizenz.

 

Menschliches Elend, Ungewissheit, Lebenskrisen, die schmerzhaften Prozesse, durch die wir uns voneinander trennen, wachsen, Neues schaffen, uns verändern oder Entscheidungen treffen… all das sind Zeiten der Verwundbarkeit. Von Seiten unserer Umwelt oder aus unserem Inneren regt sich Widerstand. Wir sind uns selbst unsicher, als Mann oder als Frau, als Liebende, Bruder oder Schwester, Kinder oder Eltern; wir können verwirrt sein, überwältigt, beschämt, eingeschüchtert, geschwächt oder erniedrigt. Ganz besonders dann, wenn wir davon überzeugt wurden, die eigenen Gefühle, Reaktionen und Beweggründe nicht zu kennen, die eigene Urteilskraft unzuverlässig und unsere psychischen Prozesse falsch zu finden. Dann erkläre man das Menschsein an sich zum medizinischen Problem, definiere die Psyche als eine Abfolge von mysteriösen Unwägbarkeiten und behaupte, es handle sich um ein chemisches Konstrukt von unsicherem Gleichgewicht, um ein Rätsel dem wir ausgeliefert sind. Nur die Psychiatrie kann diese instabile Mixtur in Ordnung bringen – mit Psychopharmaka, deren Wirkungsweise nicht einmal die Doktoren verstehen, von denen sie aber behaupten, dass sie uns nicht schaden.

 

Mit Psychopharmaka ist weniger Medizin gemeint, eher Medikation. Diese stellt ruhig, stumpft ab, macht träge oder hektisch, vermindert oder erzeugt Stress, stört die Konzentrationsfähigkeit und verzerrt die Wahrnehmung, verhindert vernünftiges Denken. Sie tut das, was Psychopharmaka eben tun: sie entstellen, aber sie heilen nicht, wie auch, wenn gar keine Krankheit vorliegt. Psychische und emotionale Belastungen und Beschwerden sind nun mal natürliche Bestandteile des menschlichen Lebens und keine Krankheitssymptome.

 


Kate Millett: Psychische Krankheit – ein Phantom.

Text aus dem Buch: „Statt Psychiatrie 2“, Peter Lehmann, Peter Stastny (Hg.)

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Dokumentarfilm über die Genesung von „Schizophrenie“ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/03/dokumentarfilm-ueber-die-genesung-von-schizophrenie/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/03/dokumentarfilm-ueber-die-genesung-von-schizophrenie/#respond Fri, 29 Mar 2019 16:54:10 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5365

Filmbeitrag: „Take These Broken Wings“ ist ein 75-minütiger Dokumentarfilm über die Genesung von Schizophrenie ohne Anwendung von Medikamenten, mit Joanne Greenberg (Bestsellerautorin, „Ich hab dir nie einen Rosengarten versprochen“), gesund seit über 50 Jahren, und Catherine Penney, gesund seit über 30 Jahren. Interviews mit Peter Breggin, Robert Whitaker und Bertram Karon. Ein Film von Daniel Mackler.

https://www.youtube.com/watch?v=H_3ct_TqpGY

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Depressionen vergehen in der Regel von selbst https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/03/depressionen-vergehen-in-der-regel-von-selbst/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/03/depressionen-vergehen-in-der-regel-von-selbst/#respond Fri, 01 Mar 2019 16:48:11 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=5385

Was passiert eigentlich längerfristig, wenn man bei einer Depression gar nichts tut? Wie ist der Verlauf der unbehandelten Krankheit? […] Die WHO hat sich etwas einfallen lassen, um diese Frage anzugehen. Im Rahmen einer Längsschnitt-Studie […] identifizierten Epidemiologen insgesamt 740 depressive Patienten. […] Die depressiven Patienten wurden in vier Gruppen unterteilt: (A) diagnostizierte Patienten, die mit Antidepressiva behandelt wurden, (B) diagnostizierte Patienten, die mit einem Beruhigungsmittel (z.B. Benzodiazepinen) behandelt wurden, (C) diagnostizierte Patienten, die keine Medikamente erhielten und (D) Patienten, die nicht als depressiv diagnostiziert wurden und demzufolge ebenfalls keine Medikamente erhielten.

 

Drei und zwölf Monate nach der Erstuntersuchung wurde der Gesundheitszustand der Patienten erneut erhoben. Die Ausgangshypothesen der WHO – Experten waren gemäss Lehrmeinung: Die mit Antidepressiva behandelten Patienten sollten eigentlich den besten Verlauf zeigen, die nichtdiagnostizierten und die nicht therapierten Depressiven den schlechtesten. Heraus kam aber das Gegenteil. Die 484 Patienten, die keine Psychopharmaka erhielten, erfreuten sich ein Jahr nach der Eingangsuntersuchung einer besseren Gesundheit und hatten deutlich mildere Symptome als die medikamentös behandelten Patienten. […] „Die Untersuchung unterstützt die Ansicht nicht, dass das Nichterkennen einer Depression ernsthafte negative Auswirkungen hat […]“, schlussfolgern die WHO – Experten in ihrem Studienbericht.

 

Was schon Psychiatriepionier Emil Kraeplin wusste, wurde mal mehr bestätigt: Auch wenn es seine Zeit braucht – und diese Zeit grosses Leiden bedeuten kann – akute Depressionen vergehen in der Regel von selbst. Und behandelt man eine Depression nicht mit Medikamenten, so führt dies überhaupt nicht zwingend zu einer Chronifizierung der Krankheit. Die weitverbreitete Meinung, man müsse bei einer Erkrankung möglichst früh eingreifen, ist in der Psychiatrie oft falsch. Eine depressive Störung ist ja kein Tumor, der unkontrolliert weiter wächst, wenn man nichts dagegen unternimmt.

 

Felix Hasler, Neuromythologie, transcript

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Wem helfen Pillen? https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/03/wem-helfen-pillen/ https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/2019/03/wem-helfen-pillen/#respond Fri, 01 Mar 2019 05:08:00 +0000 https://www.alternativenzurpsychiatrie.ch/?p=7913

„Die Reduktion psychischer Störungen auf eine gestörte Chemie des Gehirns hat zu einer massenhaften und oft unkritischen Verschreibung von Medikamenten geführt. Ganz besonders bei der Behandlung der «Volkskrankheit» Depression: Gerade die Antidepressiva standen lange Zeit im Ruf, zuverlässige, sichere und nebenwirkungsarme Medikamente zu sein.

 

Doch immer mehr Fachleute kritisieren die biologische Psychiatrie genauso wie den flächendeckenden Einsatz von Psycho¬pharmaka. Einige sprechen gar von einem «Fundamentalirrtum» und behaupten, die bevorzugte Behandlung depressiver Störungen mit Medikamenten habe zu einer Chronifizierung der Krankheit geführt, im schlimmsten Fall gar zur Invalidisierung von Patienten. Ist die biologische Psychiatrie weit weniger erfolgreich als landläufig angenommen? Ist sie in ihrer eingeengten Sichtweise gar eine gefährliche Fehlentwicklung? Einiges deutet darauf hin.“

 

Bitte hier klicken um den gesamten „Beobachter-Artikel“ von Dr. Pharm. Felix Hasler zu lesen.

 

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