Veränderungen am Auge (wie beispielsweise erhöhter Augeninnendruck) werden bei den meisten Antidepressiva und Neuroleptika als mögliche unerwünschte Wirkung genannt. Bleibt der erhöhte Augeninnendruck lange Zeit unbemerkt, kann sich ein grüner Star (Glaukom) entwickeln […] Vor einer Neuroleptika-Verordnung empfahlen manche Psychiater in ihren Lehrbüchern schon vor Jahrzehnten grundsätzlich eine augenärztliche Untersuchung, speziell wegen der Verschlechterung eines möglicherweise bereits vorhandenen Grünen Stars (Degwitz, 1967, S.151; Benkert & Hippius, 1980, S. 100).
Eine spezielle Form des Grünen Stars ist das auch durch neue Antidepressiva auslösbare Engwinkelglaukom. Ein gestörter Abfluss der Flüssigkeit im Bereich der Augenkammern, hervorgerufen durch eine verengte Stelle zwischen Iris (Regenbogenhaut) und der Hornhaut im Kammerwinkel (Struktur in der vorderen Augenkammer, die von Iris und Hornhaut gebildet wird), kann ebenfalls zur Erblindung führen, wenn er weder erkannt noch behandelt wird.
Da der Grüne Star (einschliesslich Engwinkelglaukom) sich schleichend entwickelt und die Symptome in der Regel subjektiv erst wahrgenommen werden können, wenn die Krankheit weit fortgeschritten ist, kann einzig der Augenarzt durch die Untersuchung an der Spaltlampe erkennen, ob sich ein Glaukom entwickelt. […]
Pigmentablagerungen in der Hornhaut und Linse, wie sie bei Neuroleptika auftreten können, gelten als Risikofaktoren für den Grauen Star (Katarakt). Die Einlagerungen, die aus Abbauprodukten von Neuroleptika entstehen, können die Linse eintrüben. Ein Grauer Star entsteht sehr langsam, die Sicht trübt sich ein, was ebenfalls zu Sehverlust bis Blindheit führen kann.
Aus dem Buch: „Neue Antidepressiva, atypische Neuroleptika“ Risiken, Placebo-Effekte, Niedrigdosierungen und Alternativen, Peter Lehmann, Volkmar Aderhold, Marc Rufer, Josef Zehentbauer, 2017, P.Lehmann Publishing