Offensichtlich wurde die fragwürdige Allianz aus wissenschaftlichen Institutionen, Pharmaindustrie und Berufsverbänden […] dem prominenten Schizophrenie-Experten Loren Mosher zu viel. Am 4. Dezember 1998 eröffnete der Gründer des alternativen Soteria-Behandlungskonzepts der American Psychiatric Association seinen Austritt aus der Berufsvereinigung, der er fast 30 Jahre angehörte.
In einem offenen Brief an die APA sind die Gründe für den Austritt aufgeführt. Daraus ein paar Auszüge: „An diesem Punkt in der Geschichte ist die Psychiatrie meiner Meinung nach fast gänzlich von den Pharmafirmen übernommen worden… […] Wir versuchen nicht länger, Menschen ganzheitlich in ihren sozialen Umständen zu verstehen. Wir sind viel eher dazu da, die Neurotransmitter unserer Patienten auszurichten. Das Problem ist, dass es sehr schwierig ist, mit Neurotransmittern eine Beziehung zu haben- in welcher Konfiguration auch immer. Ich kann nicht an das gegenwärtige biomedizinisch-reduktionistische Modell glauben, das von der psychiatrischen Führerschaft verkündet wird und uns einmal mehr mit der somatischen Medizin verheiratet. Es geht hier um modische Sitten, Politik und – wie im Fall der Pharma- Verbindungen zu unserem Haus – um Geld.“ Moshers Analyse ist nichts hinzuzufügen.
Felix Hasler, Neuromythologie, transcript